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Historie

Die Ausbauer –
Fritz und Rosa Bardusch

Fritz Bardusch steuerte die Geschicke der Firma in dritter Generation von 1936 bis zu seinem überraschenden Tod im Jahr 1970. Er gehörte zu den Pionieren des industriellen Wäschereiwesens in Deutschland und zu den maßgeblichen Persönlichkeiten des Ettlinger Wirtschaftslebens.

Sein Wort hatte nicht nur hier, sondern auch in den Fachgremien seines Industriezweigs Gewicht. Ihm zur Seite stand dabei immer seine Frau Rosa, auch Rösl oder Rösel genannt, mit der er seit 1936 verheiratet war und mit der zusammen er den Betrieb fast 34 Jahre lang führte. Rosa Barduschs Mitarbeit war wichtig, denn schließlich waren nicht nur strategische Aufgaben zu bewältigen, auch der tägliche Betrieb in Ettlingen wollte überwacht und geregelt sein, eine Aufgabe, die sich Fritz Bardusch mit seiner Frau teilte.Fritz Bardusch hatte nach dem Volksschulabschluss in Ettlingen die Höhere Handelsschule in Calw besucht und dort nach dem Ersten Weltkrieg die Mittlere Reife erlangt. Anschließend kam er als Volontär zur Ettlinger Volksbank und wechselte dann zur Spar- und Kreditbank nach Baden-Baden. Erst drei Jahre nach dem Tod seines Vaters trat er 1933 in das elterliche Unternehmen in Ettlingen ein, das er – ab 1936 als Geschäftsführer – Schritt für Schritt ausbaute. Er erweiterte die Räumlichkeiten und modernisierte den Betrieb. Die Aufwärtsentwicklung fand ihren Niederschlag nicht nur in der steigenden Anzahl der Beschäftigten – im Jahr 1936 waren es bereits wieder 60 –, sondern auch in der Ausweitung des Netzes von Annahmestellen. Die letzten noch vorhandenen Pferdekutschen ersetzte er komplett durch einen motorisierten Fuhrpark und vergrößerte dadurch das Einzugsgebiet der Firma. Damit war der Grundstein für ein stetiges Wachstum gelegt.

Auf einem Weidenkorb ist das Monogramm CBE – Carl Bardusch Ettlingen – zu erkennen (nach 1933)

Die Krise überwinden

während Fritz Bardusch das Werk seiner Eltern und den Wiederaufbau des Betriebs unbeirrt und ausgesprochen erfolgreich fortsetzte, zeichnete sich bereits die nächste Katastrophe von historischem Ausmaß am Horizont ab. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten war der nächste Krieg nahezu unvermeidlich geworden. Doch fürs Erste sonnte sich Deutschland in einer Phase wirtschaftlicher Erholung. Die Massenarbeitslosigkeit ging zurück. Das hatte verschiedene Ursachen, eine davon war eine rasch erfolgende massive Investition in die Rüstung. Auch in Ettlingen ging es ab Mitte der 1930er Jahre wirtschaftlich spürbar aufwärts, weil auch hier immer umfassendere Maßnahmen zur Vorbereitung eines neuen Kriegs getroffen wurden. Der entscheidende Wendepunkt für die Stadt war der 8. März 1936, als unter Missachtung des Versailler Vertrages Truppen der Wehrmacht in die entmilitarisierte Zone zogen und Ettlingen aufs Neue zur Garnisonsstadt wurde. Diese Aktion hatte eine merkliche Belebung der örtlichen Wirtschaft zur Folge. Für Bardusch brachte die Stationierung der Soldaten erwartungsgemäß einen enormen Aufschwung mit sich, anders ist die Verdopplung der Belegschaft in nur vier Jahren kaum zu erklären. Im Jahr 1938 hatte der Betrieb 78 Arbeitnehmer, 1942 waren es 155. Als Mitte der 1930er Jahre ein Tag des deutschen Handwerks eingeführt wurde, beteiligte sich daran auch die Firma Bardusch, die mittlerweile Mitglied im Deutschen Wäscher-Verband war. In erster Linie wollten Mutter Mathilde und Sohn Fritz Bardusch einem interessierten Publikum den modernen Fuhrpark vorführen.

Wäschetransporter vor der Kulisse des Karlsruher Schlosses (1936)

Unter dem Motto „Zu Hause waschen Quälerei - Lasst waschen in der Wäscherei“ – ein damals in der Branche beliebter Werbespruch – zog ein blumengeschmückter Wäschewagen mit einem überdimensionalen Hemd als Werbeträger für die bei Bardusch angebotenen Bügelarbeiten durch die Gegend. Die adrett in makelloses Weiß gekleideten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren ein Aufsehen erregender Blickfang! Nicht immer waren die modernen Motor-Fahrzeuge unfallfrei unterwegs. In den 1930er Jahren kam es mehrfach zu Zusammenstößen, bei denen Bardusch-Lieferwagen beteiligt waren. So etwa im März 1934 in der Karlsruher Innenstadt, als unweit des Schlosses auf rutschiger Straße auch der Wagen des damaligen badischen Ministerpräsidenten Walter Köhler stark beschädigt wurde, es dabei glücklicherweise jedoch keine Verletzten gab.

Der 1908 erbaute Bahnhof in Metz, dessen Ausmaße noch heute von der Funktion der Stadt als Knotenpunkt strategischer Eisenbahnlinien und als Truppenumschlagplatz für die Westfront zeugen

Bardusch im Zweiten Weltkrieg

Für Bardusch, erfahren in der Zusammenarbeit mit militärischen Einrichtungen, bedeutete der Kriegsausbruch 1939 zunächst wieder einige Einschränkungen. Als erstes wurden abermals die Lieferfahrzeuge requiriert. An dem Tag, an dem auch das letzte Auto abgegeben werden sollte, ging Rosa Bardusch nach Auskunft ihrer Haushälterin Maria Dirrler „im weißen Schurz, so wie sie grad war“, zum Rathaus, um ihrer Forderung nach einer Rücknahme dieses Ansinnens Nachdruck zu verleihen. Andernfalls müsse der Betrieb geschlossen werden. Auch waren, was die privaten Haushalte anging, wieder spürbare Auftragsrückgänge zu verzeichnen. Doch das Unternehmen fand dafür neue Betätigungsfelder. Fritz Bardusch orientierte sich mit seinem Betrieb an den Aktivitäten der deutschen Truppen. Im Jahr 1940 eröffnete er in Hagenau im Elsass und in Metz in Lothringen Bardusch-Wäscherei-Betriebe. 

Von 1940 bis 1945 war Elsass-Lothringen, das nach dem Ende des 1870er-Krieges bis 1918 Teil des Deutschen Reiches gewesen war, wieder besetzt worden und stand unter deutscher Zivilverwaltung. Das Elsass wurde Baden angegliedert und Lothringen sollte mit dem Saarland zum „Reichsgau Westmark“ zusammengeschlossen werden. In Metz und Hagenau waren ausschließlich die dort stationierten Truppen der Wehrmacht Bardusch-Kunden, denn die Zivilbevölkerung beider Städte war 1940 evakuiert worden. Infolge der Kriegswirren sind keine Dokumente überliefert, die Genaueres über diese beiden Bardusch-Betriebe berichten könnten. Lediglich im Adressbuch von Hagenau aus dem Jahr 1943 ist die Anschrift der Wäscherei vermerkt: Bardusch befand sich in der Burggasse, der heutigen Rue du Château, im Zentrum des Städtchens. Hagenau wurde jedoch durch die Bombardierungen ab 1944 fast vollständig zerstört. Auch in Metz sind heute keine Spuren mehr vorhanden, die die Existenz von Bardusch vor Auf einem Weidenkorb ist das Monogramm CBE – Carl Bardusch Ettlingen – zu erkennen (nach 1933) Ort sichtbar machen könnten.

Sühnebescheid von Fritz Bardusch über 2.000 Reichsmark (1947)

Während Bardusch ins besetzte Frankreich expandierte, arbeiteten in den örtlichen Unternehmen in Ettlingen immer mehr Fremd- und Zwangsarbeiter, offiziell dokumentiert sind insgesamt rund 3.000. Sie arbeiteten nicht nur in den großen, für die Kriegsindustrie wichtigen Fabriken im Westen der Stadt, sondern praktisch in jedem Ettlinger Betrieb: in Bäckereien, Gaststätten und Metzgereien, in Gärtnereien, bei Friseuren, Fuhrunternehmen und in der Landwirtschaft. Die 22 ausländischen Arbeiter bei der Dampfwaschanstalt Bardusch kamen aus Frankreich (11), Holland (1), Italien (7) und Polen (1); die Nationalität zweier weiterer ist nicht bekannt. In den Jahren nach dem Krieg kamen einige der Franzosen immer wieder zu Bardusch zu Besuch, so erinnert sich die langjährige Haushälterin Rosa Barduschs, Maria Dirrler. Fritz Bardusch war zwischen 1942 und 1945 stellvertretender Obermeister der Wäsche- und Plätter-Innung.

Er wurde nicht zum Kriegsdienst eingezogen, weil er von einer alten Verletzung bei einem Motorradunfall eine bleibende Behinderung zurückbehalten hatte. Was seine politschen Aktivitäten angeht, sind nur wenige Fakten überliefert. Der begeisterte Autofahrer – er besaß eine fünfsitzige Limousine mit 56 PS – war bereits seit 1933 Mitglied in der NSKK-Motorstandarte. Der Parteieintritt selbst erfolgte im Frühjahr 1937, als Fritz Bardusch eine Parteiveranstaltung im Hotel-Restaurant Erbprinz besuchte. Seit dem 1. Mai 1937 war er Mitglied der NSDAP. Als nach dem Krieg jeder Unternehmer in Deutschland einen „Meldebogen aufgrund des Gesetzes zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus“ ausfüllen musste, wurde Fritz Bardusch als Mitläufer eingestuft. Er hatte keine Parteiauszeichnung oder -begünstigung erhalten und musste als Ergebnis eines 1946 gestellten Sühneantrags 2.000 Reichsmark bezahlen, dazu kamen 2.650 Reichsmark für die Kosten des Verfahrens. Damit war dieses Kapitel für das Unternehmen abgeschlossen. Was die Folgen des Kriegs durch alliierte Bomberangriffe anging, so kam Ettlingen im Gegensatz zum benachbarten Karlsruhe relativ glimpflich davon. Die Ettlinger Altstadt und auch das Firmengelände von Bardusch blieben von Zerstörungen verschont.

Jahre des Aufschwungs

Nach Kriegsende hatte Fritz Bardusch vor allem eine Sorge: Die Betriebsmittel waren rationiert und es war nicht möglich, fehlende Maschinen zu beschaffen. Doch es gelang ihm rasch, das Tief der Nachkriegsjahre zu überwinden und wieder nach vorne zu blicken. Fritz Bardusch investierte, strukturierte seinen Betrieb um und weitete das Dienstleistungsangebot der Firma aus. Das Netz der Annahmestellen wurde noch einmal vergrößert. Auf den Straßen nach Stuttgart, Bühl und sogar bis nach Worms waren jetzt schon bald die weithin erkennbaren Bardusch-Fahrzeuge zu sehen. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg begann neben der Wäscherei auch das Geschäft mit der chemischen Reinigung und mit der Färberei zu boomen. In den Badischen Neuesten Nachrichten vom 13. Mai 1948 war zu lesen: „Keine Annahme von chemischen Reinigungs- und Färbeaufträgen wegen Arbeitsüberlastung. Nächster Termin wird bekanntgegeben.“ Die bereits 1930 eröffnete chemische Reinigung bearbeitete für Privatkunden Mäntel, Anzüge und Kleider, entweder im „Spezialbad“ oder im nur halb so teuren Benzinbad. Die gereinigten Kleidungsstücke wurden über Dämpfpuppen gestülpt und so in kürzester Zeit geglättet. Empfindliche Kleidungsstücke, etwa Herrenoberhemden, erhielten die Kunden gebügelt zurück. Der Aufschwung in den Jahren nach der Währungsreform 1948 zeigte sich deutlich in der Anschaffung neuer Maschinen und der Einstellung weiterer Mitarbeiter. Standen nach Kriegsende in Fritz Barduschs Wäscherei immerhin noch rund 100 Arbeiter und Angestellte, so waren 1950 bereits 141 und 1954 schon 357 Menschen hier in Lohn und Brot.

Werbeplakat aus der Mitte des 20. Jahrhunderts

Bardusch-Lastwagen mit zwei Mitarbeitern (1960er Jahre)

Schon bald ein Auslaufmodell: die in einer Werbung von 1952 noch angepriesene „Kilowäsche“ in drei Ausführungen

Häusliche Waschmaschinen verändern den Markt radikal

Fritz Bardusch, der das Geschäft 1936 übernommen hatte, war über neueste Trends immer gut informiert. Um sich vom internationalen Fortschritt des Wäscherei-Markts selbst ein Bild zu machen, unternahm Fritz Bardusch mehrere Reisen mit dem Schiff und Flugzeug in die Vereinigten Staaten von Amerika, um dort entsprechende Betriebe zu besichtigen. Ihm war schon bald bewusst, dass die Branche sich radikal verändern würde. In vielen amerikanischen Privathaushalten hatten bereits 1946 vollautomatische Waschmaschinen Einzug gehalten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich auch in Deutschland etablieren würden. Das Ende eines wichtigen Geschäftsbereichs war für Bardusch somit bereits in Sicht. Tatsächlich wurde 1951 auf der Bauausstellung Constructa in Hannover die nach ihr benannte „erste deutsche vollautomatische Waschmaschine“ präsentiert. Die Preise für dieses neue Haushaltsgerät waren anfangs noch extrem hoch, zudem waren die auf dem Markt erhältlichen Waschmittel noch nicht an die neue Technik angepasst und die Maschine wies zunächst einige mechanische und elektrotechnische Mängel auf. Noch bis Anfang der 1960er Jahre wuschen deshalb viele Hausfrauen weiter im Waschkessel und im Waschtopf. Aber die Technisierung der Haushalte war nicht aufzuhalten – nicht zuletzt wegen der fehlenden Haushaltshilfen. Auch weniger gut ausgebildete Frauen fanden jetzt attraktivere und besser bezahlte Arbeitsplätze in der Industrie. Viele verheiratete Frauen arbeiteten außer Haus, damit sie mit ihrem Verdienst die gestiegenen Bedürfnisse nach Luxusgütern mitfinanzieren konnten. Neben einem Kühlschrank, Radio und Fernseher gehörte in den 1960er Jahren auch eine eigene Waschmaschine dazu. Diese war andererseits aber auch kein reiner Luxus mehr, denn es fehlte den berufstätigen Frauen schlicht die Zeit für die im eigenen Haushalt anfallenden aufwändigeren Arbeiten. Diesen Trend spürten bald auch die Bardusch-Annahmestellen, die letzte wurde im Jahr 1977 geschlossen

Berufskleidung: in den 1960er Jahren ein neues Geschäftsfeld für Bardusch

Berufskleidung als Zugpferd

Wie Fritz Bardusch unternahmen auch seine Söhne Carl-Fritz und Helmut, die Anfang der 1960er Jahre in das Unternehmen eingestiegen waren, Reisen in die USA, um sich dort über aktuelle Branchentrends zu informieren. Durch diese Besuche wurde ihnen schnell klar, dass sich der heimische Betrieb so schnell wie möglich auf Mietsysteme für Berufskleidung und Wäsche umstellen musste, um gut überleben zu können. Die Zukunft der textilen Dienstleistung lag weder im Privatwäsche-Geschäft noch in der Chemischen Reinigung, sondern im Service für Handwerk, Handel und Industrie, obwohl es bis in die 1970er Jahre hinein dauern sollte, bis Waschmaschinen ganz selbstverständlich zu einem normalen deutschen Haushalt gehörten. Mit Unterstützung seiner Söhne setzte Fritz Bardusch schon früh auf die neue Karte: Berufskleidung. „Wäsche-Leasing“ – ein in Deutschland damals ganz neuer Begriff – wurde in den Vereinigten Staaten bereits seit Längerem praktiziert. Die USA wurden erneut zum Vorbild, die Entwicklungen dort prägten die Unternehmensstrategie von Bardusch hierzulande maßgeblich. Sehr hilfreich war auch, dass die Amerikaner regelmäßig und offen über ihre Geschäftstätigkeit informierten. Ab den 1960er Jahren bemühte sich Fritz Bardusch zusammen mit seinen Söhnen, die Erfahrungen im US-Mietwäschegeschäft auf die hiesigen Verhältnisse zu übertragen und auch in Ettlingen einen eigenen Bereich dafür aufzubauen. Das Bereitstellen von Wäsche, deren regelmäßige Reinigung und bei Bedarf auch Ausbesserung war mit dem Bardusch-Handtuchdienst bereits vorexerziert worden. Jetzt wollte man den Kunden zusätzlich saubere Arbeitskleidung liefern – und das alles aus einer Hand.

Der erste Großkunde, der das neue Angebot in Deutschland nutzte, war Mercedes-Benz. Vor allem aber in der Schweiz stieß diese neue Dienstleistung auf großes Interesse, denn Teile der dortigen Großindustrie mussten ihre eigenen Wäschereien aufgeben, nachdem es behördliche Einschränkungen bei der Beschäftigung von Ausländern gegeben hatte. Nach und nach gaben dann auch viele deutsche Industrieunternehmen und große Hotels ihr Kleidungs-Management an externe Dienstleister ab. Für die Erstausstattung mit mehreren Garnituren Berufskleidung für Tausende von Mitarbeitern mussten die großen Betriebe zwar zunächst viel Geld investieren, doch für die Leasingnehmer ergaben sich entscheidende Vorteile: Finanzmittel und Arbeitskräfte, die in der eigenen Wäscherei und dem eigenen Wäschelager tätig waren, wurden frei und konnten an anderer Stelle im Betrieb eingesetzt werden. Auch die Aufgaben in Einkauf und Lagerhaltung, das Reparieren, Waschen, Reinigen und Kennzeichnen der Wäsche, das Besorgen von Ersatztextilien und die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften bei der Arbeitskleidung entfielen für die Betriebe und wurden nun vom Dienstleister Bardusch erledigt. Berufskleidung wurde Barduschs neues Zugpferd, zumal immer mehr Unternehmen bei der Kleidung ihrer Mitarbeiter Wert auf ein eigenes, passendes Design legten. Darauf reagierte man bei Bardusch schon in den 1960er Jahren mit dem Aufbringen von Firmenlogos auf die Arbeitskleidung. Das Angebot an Emblemen umfasst bis heute Stickabzeichen, Patch-Embleme und Direkteinstickungen.

Messestand in den 1970er Jahren mit Bardusch Handtuchspender (links im Bild) und mit zwei Mitarbeiterinnen, kostümiert als „Bardusch-Bärbel“, der neuen Werbefigur des Unternehmens

Neue Dienstleistungen für Firmenkunden Zur bestmöglichen Versorgung von Firmenkunden mit Wäscherei-Dienstleistungen setzte Bardusch fortan auf drei weitere Geschäftsbereiche. Als erstes wäre der Handtuchdienst zu nennen, die Reinigung der Handtuchrollen für Handtuchautomaten, die Bardusch seit 1958 im Angebot hatte. Zur Einführung der Sparte Stoffhandtuch-Spender trat Fritz Bardusch in Verkaufsverhandlungen mit der amerikanischen Firma Steiner, die das „Continous Towel Cabinet“ erfunden hatte und in Frankfurt und später in Köln Niederlassungen betrieb. Die Spender, die anfangs noch ausschließlich aus Metall gebaut wurden, und die dazugehörigen Handtuchrollen kaufte Fritz Bardusch von Steiner. In den Außenstreifen der Rollen wurde der Firmenname „Bardusch“ eingewoben. Das Geschäft startete Carl-Fritz Bardusch in Zusammenarbeit mit Conrad W. Schnyder (CWS), bei dem er seine ersten Berufserfahrungen gesammelt hatte. In der Anfangszeit zierten beide Logos – CWS und Bardusch – die Spender. Dabei gefiel Carl-Fritz Bardusch das von dem Schweizer Grafiker René Martinelli entwickelte Logo so gut, dass er den Designer später auch beauftragte, das neue Bardusch-Logo zu entwickeln. Die Nachfrage nach Spendern wuchs im Lauf der Jahre kontinuierlich, vor allem unter der Leitung seiner Söhne Carl-Fritz und Helmut Bardusch – und mit dem Slogan „Der erfolgreichste Handtuch-Automat der Welt“.  

In den 1960er Jahren initiierte Fritz Bardusch als weiteren Geschäftsbereich den Bardusch-Raumpflegeservice, der rasch an Bedeutung gewann. Unter Nutzung amerikanischer Patente wurden staubbindende Matten und Mopps eingeführt. Bardusch vergab an zahlreiche Firmen in Süddeutschland dafür Lizenzen.

Als dritte Geschäftsidee konzentrierte sich Fritz Bardusch auf den Bereich der Reinigung und Pflege von Arbeitskleidung, wozu auch Arbeitsschutz-Handschuhe und Lederschürzen gehörten. Diese wurden in der Bardusch-Tochterfirma IPD in einem lizenzierten Pflegeverfahren materialschonend gereinigt. Im Betrieb waren nun immer mehr weiße Arbeitskittel für Drogisten und Ärzte sowie weiße Stoffumhänge für Friseure zu sehen, die mit speziellen Pressen gebügelt wurden. IPD, Pflegedienst für Industriebedarf, gab es seit 1965, dessen Handelsgeschäft ging 1993 auf die Bardusch GmbH & Co. über. Für seine Bemühungen im Dienst des Kunden erhielt das Unternehmen bereits 1953 das „Gütezeichen für sachgemäßes Waschen“ des Deutschen Wäschereiverbandes, das erstmals nach dem Krieg in Frankfurt verliehen wurde. Wäschereien aus ganz Deutschland hatten sich um dieses Qualitätssiegel beworben und 40 davon waren ausgezeichnet worden. Fritz Bardusch baute seinen Betrieb zu einem der führenden Unternehmen der Dienstleistungsbranche in Europa aus: mit 100.000 Kunden, 1,5 Millionen Betttüchern und Bezügen sowie 600.000 Oberhemden pro Jahr und mit einer Million gereinigter Kleidungsstücke. Bei allen Erfolgen war er nach außen ein eher ernster und stiller Mensch, der auf viele einen etwas strengen Eindruck machte. Die jungen Arbeiterinnen im Bügelsaal hatten großen Respekt vor ihrem Chef, zu dessen Stil immer ein höflicher Gruß gehörte. Und er war sozial eingestellt: Wenn jemand krank wurde, übernahm er persönlich Verantwortung für seine Mitarbeiter und bezahlte aus eigener Tasche Chefarzt-Operationen und einmal sogar einen Kuraufenthalt.

Zusammenarbeit CWS und Bardusch, der Name Bardusch war damals in die Handtücher eingewoben (1960er Jahre)

Das erste Gütezeichen nach dem Zweiten Weltkrieg

Firmenchef Fritz Bardusch (3. von links) bei einem Betriebsfest (1961)

Werbung für Berufskleidung: Kittelkleider passend für Floristinnen, Verkäuferinnen und Friseurinnen (1960er Jahre)

Arbeit an den Mangeln (1958)

Ein florierender Betrieb Die Arbeit bei Bardusch begann wochentags um sieben Uhr früh – im Sommer wegen der Hitze schon um sechs Uhr – und endete um fünf Uhr am Nachmittag. Wenn es viel zu tun gab, ging ein Arbeitstag aber auch gelegentlich bis um halb acht. Samstags wurde bis mittags gearbeitet. Da es keine Kantine gab, brachten sich alle ihre Verpflegung mit zur Arbeit. Für diejenigen, die länger arbeiten mussten, besorgte Rosa Bardusch ein Abendessen: ein großes Stück Brot, Wurst und eine Flasche Bier. Reparaturen oder die Installation von Maschinen wurden immer am Wochenende durchgeführt, wenn die Produktion stillstand. Montags musste der Betrieb normal weitergehen. Für die Handwerker, die an Samstagen und Sonntagen auf dem Betriebsgelände arbeiteten, wurde im Hause Bardusch ebenfalls ein Vesper bereitgehalten.

Abrichten (Expedieren) der Wäsche für die Fahrer (1960er Jahre)

Der Stundenlohn für die Arbeiterinnen betrug in den 1950er Jahren 45 Pfennig; später gab es dann 30 Pfennig mehr. Den 14-tägigen Jahresurlaub konnten sie sich auszahlen lassen, wovon vor allem jüngere Mitarbeiterinnen Gebrauch machten. Rosa Bardusch bestärkte sie darin, da sie der Meinung war, dass junge Leute keinen Urlaub bräuchten. Im Mangelsaal standen neben den beiden großen Mangeln und den Nähmaschinen große Tische, an denen die Wäsche aufgeschüttelt und vorgerichtet wurde. Mitten im Raum befand sich ein kleines Häuschen, in das Frotteehandtücher zum Trocknen kamen. Auch die sogenannte „Blaue-Anton-Maschine“, eine Presse mit der ausschließlich die blauen Arbeitslatzhosen gepresst wurden, hatte ihren Platz im Mangelsaal. Wenn alles fertig war, wurde die Wäsche hier schließlich auch noch für den Versand durch die Fahrer hergerichtet. Im Bügelsaal arbeiteten bis zu zehn Hemdenbüglerinnen an den Bügelpressen. Für das Hemdengeschäft hatte Fritz Bardusch, auch hier die anstehenden Veränderungen vorausahnend, neue Maschinen angeschafft.

Sie dienten der Bearbeitung der sogenannten „Z-Hemden“, damit waren formgebügelte Nylon-Hemden gemeint. Eine Büglerin schaffte damit 130 Hemden pro Stunde. Im Zeichenzimmer wurde die Wäsche mit Garn gekennzeichnet. Die Abkürzungen ETT - MA - KA standen für Ettlingen, Mannheim und Karlsruhe. Jedes einzelne schmutzige Teil wurde gezeichnet, auch jedes einzelne Taschentuch. Die Kunden bekamen darüber hinaus eine Nummer zugewiesen. Blau war die Zeichen-Farbe für die amerikanische Abteilung, wo die Uniformen, die Cargo-Hosen und die Unterwäsche für das in Ettlingen ansässige amerikanische Militär gewaschen wurden. Und blau markiert wurde auch die Hotelwäsche: Jeden Tag schickte beispielsweise Mitropa die Wäsche aus den Bahn-Schlafwagen. Später wurde die Wäsche maschinell gekennzeichnet. Mit Anschaffung der Polymark, eines Apparates, der Streifen in die Wäsche klebte, wurde das Einzeichnen mit Garn Geschichte.

Die Pfundwäsche, deren Reinigung nach Gewicht zu bezahlen war, wurde in einer eigenen Abteilung gewaschen und zusammengelegt. Die Kunden bekamen ihre feuchte Wäsche nach Hause gebracht und trockneten und bügelten sie dort selbst. Nachdem Fritz Bardusch die Firmen Hoechst und Merck als Kunden hatte gewinnen können, was damals im Unternehmen einer Sensation glich, richtete er auf Wunsch dieser Kunden zusätzlich eine Näherei ein, die beispielsweise abgegangene Knöpfe wieder annähte und beschädigte Wäschestücke flickte. In der neu geschaffenen Reklamationsabteilung kümmerten sich Mitarbeiterinnen, wenn beispielsweise ein Teil fehlte, das aus Versehen in eine andere Charge geraten war. Die Chemische Reinigung säuberte alles, was man nicht waschen konnte. Die Kleidungsstücke kamen vorher in die „Detachur“, die Fleckentfernung, und wurden nach dem Reinigen gebügelt. In der Färberei waren vor allem in der Nachkriegszeit Soldatenmäntel und abgetragene Kleider gefärbt worden. Doch als der allgemeine Wohlstand stieg, wurde sie Ende der 1950er Jahre wieder aufgegeben, weil sie sich nicht mehr rentierte. Die Menschen kauften jetzt lieber neue Kleidung, anstatt aus jedem Stück Stoff noch etwas zu machen.

Drei Büglerinnen waren in den 1950er und 1960er Jahren ausschließlich für die damals beliebten Popeline-Wettermäntel zuständig. Über die Puppe konnten die Büglerinnen die Mäntel ziehen. Wenn Regenmantel-Saison war, wurde manchmal bis zehn Uhr abends gearbeitet.

„Zeichnen“ der Wäsche mit der Polymark (1960er Jahre)

Das Ladengeschäft der Ettlinger Zentrale mit Werbeplakat „1 Pfund Wäsche 1 Mark“ (1960er Jahre)

Chemische Reinigung bei Bardusch. Detachur-Plätze zur Fleckentfernung vor dem Reinigen mit Lösemittel (1960er Jahre)

Auf diesem Wäsche-Laster aus den 1950er Jahren ist die Färberei als drittes Standbein neben der Wäscherei und der Chemischen Reinigung noch präsent

Arbeiten und Feiern in Zeiten des Wirtschaftswunders

„Konserven und Waschmaschinen haben mehr zur Emanzipation der Frau beigetragen als alle Revolutionen“, so soll es der französische Schriftsteller und Journalist Jean Duché, der lange Jahre in der Frauenzeitschrift Elle publizierte, einmal formuliert haben. Die Arbeiterinnen und Arbeiter bei Bardusch mussten körperlich schwer arbeiten, bis mit der Anschaffung der ersten Waschmaschinen und dem Einrichten der Dampfwaschanstalt 1894 nach und nach das industrielle Waschen die althergebrachte Handarbeit teilweise ablöste. Anfangs waren es Frauen aus Ettlingen und den umliegenden Orten, vor allem auch aus dem Albtal, die „beim Bardusch“ arbeiten gingen. Der Betrieb war noch sehr überschaubar, man kannte sich untereinander. Im Bügelsaal, so wird überliefert, wurden oft Volkslieder und Schlager zusammen gesungen. Und als immer mehr Frauen bei Bardusch arbeiteten, die zunächst noch nicht der deutschen Sprache mächtig waren, lernten sie sie vielleicht gerade beim gemeinsamen Singen. Oder in der Pause, wenn man auf den Säcken mit der angelieferten Wäsche saß, um sein mitgebrachtes „Vesper“ zu essen. Fritz Bardusch hatte in den 1960er Jahren die ersten italienischen Arbeitskräfte ins Unternehmen geholt, da auf dem deutschen Arbeitsmarkt Vollbeschäftigung herrschte und nicht genügend Interessenten zur Verfügung standen. Er mietete am Albtalbahnhof, im Haus eines Bekannten, Wohnungen für die Neuankömmlinge an und ersteigerte günstige gebrauchte Möbel. Auch im ehemaligen Farrenstall auf dem hinteren Teil des Bardusch-Betriebsgeländes wohnten mehrere ausländische Mitarbeiter. Neben Italienern arbeiteten und arbeiten Menschen aus Jugoslawien und seinen Nachfolgestaaten, aus Spanien und der Türkei bei Bardusch in Ettlingen und grundsätzlich ging und geht es dabei konfliktfrei zu. Mit dem benachbarten Frankreich besteht ebenfalls eine enge Verbindung. Nicht nur die Errichtung des Zentrallagers der Bardusch-Gruppe für Berufsbekleidung, auch die zahlreichen seit den 1970er Jahren bei Bardusch beschäftigten elsässischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Ettlingen zeugen von dieser guten Partnerschaft. Sie kommen aus dem nördlichen Elsass, wo es nur wenige Arbeitsmöglichkeiten gibt. Anfangs waren es bis zu 200 elsässische Mitarbeiter, die in vier Bussen täglich über den Rhein anreisten. Im Jubiläumsjahr sind es noch rund 120, die an jedem Arbeitstag um fünf Uhr morgens in einen der beiden Busse mit Fahrziel Bardusch Ettlingen steigen. 

Jubilare umrahmt von Rosa und Helmut Bardusch

Seit den 1960er Jahren gehören zur Betriebs familie infolge der Internationalisierung des Unternehmens auch Beschäftigte aus der Schweiz, aus Spanien, Polen und Ungarn, die in ihren jeweiligen Länder-Niederlassungen tätig sind. Eine besondere Tradition war und ist es, diejenigen Mitarbeiter zu ehren, die schon lange bei Bardusch arbeiten. Die Ehrungen fanden zu Zeiten Fritz und Rosa Barduschs früh morgens im Beisein der Vorgesetzten im Betrieb statt. Es wurde miteinander angestoßen und die Jubilare bekamen Geschenke überreicht. Heute werden die langjährigen Mitarbeiter von den Gesellschaftern und den Geschäftsführern bei einem festlichen Abendessen geehrt. 

Bardusch-Feier in den 1950er Jahren – in der Bildmitte Rosa Bardusch

Schon unter der Leitung Fritz Barduschs gehörte es zum guten Betriebsklima, dass man nach Arbeitsschluss etwas zusammen unternahm. Man war eine eingeschworene Truppe im Ettlinger Familienbetrieb und die meisten verbrachten gerne ihre Freizeit miteinander. Sonntägliche Ausflüge und regelmäßige Firmenfeiern, „Kameradschaftsabende“ wie man sie nannte, waren beliebte Gemeinschaftserlebnisse. Man musste viel arbeiten bei Bardusch, so der Tenor, aber die Mitarbeiter fühlten sich als Menschen wahrgenommen und nicht nur als Arbeitskraft. 

Die Firmenleitung mietete regelmäßig große Säle in der Region und sorgte für Essen, Getränke und Live-Musik, zu der die Belegschaft das Tanzbein schwingen konnte. Diese geselligen Abende wurden immer an einem Samstag im Herbst organisiert, entweder in Kuppenheim, in der Festhalle in Malsch oder in der Schlossgartenhalle in Ettlingen. Dafür machte man sich schick, leistete sich ein neues Kleid oder zumindest eine elegante Frisu.

Seniorchefin Rosa Bardusch (1910-2001)

Ganz unvermittelt erlag Fritz Bardusch während einer Dienstreise nach London im Frühjahr 1970 einem Herzinfarkt. Zwar standen seine Söhne bereit, die Führung bei Bardusch zu übernehmen, doch soll an dieser Stelle noch einmal ausführlich an die Leistungen Rosa Barduschs für das Unternehmen erinnert werden. Sie hatte nicht nur ihren Mann während der gemeinsamen Zeit immer unterstützt, sondern sie stand auch darüber hinaus bis zu ihrem Tod im Jahr 2001 seinen Nachfolgern zur Seite. Alle Bardusch-Mitarbeiter wären wohl für sie durchs Feuer gegangen, für ihre Seniorchefin Rösel. Viele, die sie noch persönlich kennenlernen durften und von ihr erzählen, geraten rasch ins Schwärmen: Für die Unternehmergattin, die Einzelprokura hatte und über sechzig Jahre hinweg bis zu ihrem 85. Lebensjahr jeden Tag für die Firma aktiv war, standen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an vorderster Stelle. „Ohne meine Mutter wäre das Unternehmen nicht so erfolgreich gewesen“, urteilt auch ihr Sohn Helmut Bardusch. Und er ergänzt: „Mein Vater war der Kopf. Er leitete zusammen mit Gerhard Anderer die kaufmännische Seite und er war zuständig für die Technik. Aber meine Mutter führte die Wäscherei mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie war die Triebfeder von Bardusch.“ Faktisch war Rosa Bardusch jahrzehntelang die Betriebsleiterin in Ettlingen: Sie zahlte die Löhne aus und verwaltete die Kasse, achtete auf Sauberkeit und sah zu, dass alles gut lief, während ihr Mann Fritz sich um die zukünftige Ausrichtung der Firma sorgte. Eine Ausbildung hatte Rösl Seiter, die Tochter des Karlsruher „Postkutschen“-Wirts, nie gemacht: „Die Zeiten waren einfach dagegen“, so sagte sie immer. Die ersten Wochen nach ihrer Hochzeit im Januar 1936 empfand sie rückblickend als die schlimmste Zeit ihres Lebens, denn sie musste feststellen, dass sie nicht zur Hausfrau geschaffen war. Erst mit ihrem Engagement für den Betrieb fand sie ihre eigentliche Aufgabe. Als sie ins Unternehmen kam, standen noch das Kesselhaus und die alten Maschinen, mit denen vor allem Hotelwäsche gewaschen wurde. Die Wäscherei wurde in jenen Jahren allerdings technisch aufgerüstet und um die Färberei erweitert. In einem Interview anlässlich ihres 90. Geburtstages erinnerte sie sich: „Der Betrieb ging auch im Krieg weiter, jetzt waren wir fürs Militär tätig.“ Doch vor allem die schweren Nachkriegsjahre, in denen sie und ihr Mann Lebensmittel gegen Seife tauschten, waren ihr im Gedächtnis geblieben. Und durchsetzen konnte sie sich gut: „Mein Mann wollte Kohle sparen, aber ich meinte, der Kessel muss rauchen, dann kommt auch jemand“. Zu ihrem täglichen Ritual gehörte, dass sie morgens um sieben Uhr in ihrem weißen Arbeitskittel einen Rundgang durch den Betrieb unternahm. Fritz Bardusch hatte dort zwischen fünf und sechs Uhr am Morgen bereits eingeheizt und seine Runde gemacht. Sie begrüßte die Mitarbeiter, die sie alle namentlich kannte, und um neun Uhr fand bei Rosa Bardusch die Frühstücksbesprechung statt. Anschließend wurde die Post erledigt; so war es bis Ende der 1970er Jahre Usus. Ihre zweite Runde durch die Hallen machte die Seniorchefin dann gegen 13 Uhr. Rosa Bardusch zeigte sich immer präsent und sie war auch die erste Ansprechperson für wichtige Privatkunden. Oft war sie bei Unstimmigkeiten im Betrieb der „Blitzableiter“. Mit ihren klaren Worten und ihrer dezidierten Meinung konnte sie gelegentlich aber durchaus anecken, wie sich viele erinnern. Sie kümmerte sich vorrangig um die Belange der Frauen aus der Produktion. Ihre „Mädels“, wie sie sie nannte, wandten sich direkt an sie, wenn sie ein Anliegen hatten. Manchmal führte dies zu Schwierigkeiten, weil Rosa Bardusch ihnen etwas versprach, was nicht in ihrem Kompetenzbereich lag, wie etwa Gehaltserhöhungen. Oder sie stellte junge Frauen ein, die vorher von der Personalabteilung abgewiesen worden waren. Aber ihr Wort war Gesetz.

Rosa Bardusch war nicht zuletzt zuständig für die Ehrungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die anlässlich von Firmenjubiläen direkt im Betrieb stattfanden, meistens bereits morgens um sieben Uhr. Neben einer persönlichen Ansprache für die Geehrten bereitete sie einen mit Blumen dekorierten Geschenktisch an deren Arbeitsplatz vor. Ihr Wohnhaus auf dem Betriebsgelände, das von Schäferhunden bewacht wurde – eines der Prachtexemplare hieß Kuno –, war sozusagen die Bardusch-Schaltzentrale: Schon beim gemeinsamen Frühstück wurde alles Wichtige, was den Betrieb betraf, ausführlich besprochen und dies blieb auch bis kurz vor ihrem Tod eine Bardusch-Tradition. Das Mittagessen um zwölf Uhr war ebenfalls ein wichtiger Termin im Hause Bardusch: Ob Geschäftspartner, Konstrukteure oder auswärtige Führungskräfte, alle wurden in Rosa Barduschs privatem Wohnhaus, zu dem als besonderes Schmuckstück ein Majolika-Kamin gehörte, mittags bestens bewirtet. Bei solchen Essen wurden Strategien entwickelt und technische Lösungen diskutiert.

Rosa Bardusch hatte ganz genaue Vorstellungen, wie die Dinge zu sein hatten. Es kam durchaus vor, dass sie Mitarbeiterinnen zum Umziehen nach Hause schickte, wenn sie der Meinung war, dass deren Kleid zu durchsichtig sei. Für männliche Mitarbeiter, deren Haare sie zu lang befand, machte sie höchstpersönlich Termine beim Friseur aus, die diese ohne Wenn und Aber wahrzunehmen hatten - diese Erfahrung hat der Betriebsratsvorsitzende Andreas Köppel als junger Bardusch-Mitarbeiter in den 1980er Jahren noch selbst gemacht. Zeitlebens war Rosa Bardusch aber auch das soziale Herz und Gewissen des Unternehmens. So gingen außertarifliche Lohnerhöhungen, Sonderzahlungen und hundertprozentige Fortzahlungen im Krankheitsfall auf ihre Initiative zurück. Sie veranlasste Besuche bei kranken Mitarbeitern und schickte eine Flasche Wein mit. Den Leuten, die die Trockner-Maschinen putzten, steckte sie ab und zu einen Extraschein zu. Trotzdem wusste sie, wie man „Geld zusammenhält“, hatte sie doch jahrzehntelang den Überblick über die Einnahmen, weil sie allabendlich selbst mit den Fahrern der Wäsche-LKWs abrechnete, die ihrerseits das Geld direkt beim Kunden kassierten.

Todesanzeige für Fritz Bardusch (5. Mai 1970)

Rosa Bardusch (1910-2001) in den 1970er Jahren

Jubilarfeier 1981: Rosa Bardusch (3. von links), Helmut Bardusch (4. von rechts), Gerhard Anderer (3. von rechts) und Carl-Fritz Bardusch (hockend)

Bei den Jubilaren stehen die Menschen im Vordergrund und nicht die Maschinen

Die Betriebsgebäude und das Wohnhaus lagen auf einem idyllischen Gartengrundstück (1960er Jahre)