Sofort nach dem Tod von Fritz Bardusch hatten seine beiden Söhne Carl-Fritz, damals 33 Jahre alt, und der zwei Jahre jüngere Helmut den Betrieb mit der tatkräftigen Unterstützung ihrer Mutter übernommen. Bis 1992 verantworteten sie zusammen die Geschicke des Unternehmens Bardusch.
Innovationsfreude
Helmut und Carl-Fritz Bardusch waren von klein auf mit dem Unternehmen verbunden. In den Ferien halfen sie selbstverständlich in der Wäscherei oder in der Reinigung und lernten das Geschäft von Grund auf kennen. „Der Betrieb war auch unser Kinderspielplatz – und später boter uns die Möglichkeit, an den Wochenenden das Autofahren zu lernen“, erinnert sich Helmut Bardusch schmunzelnd. Und er ist sich sicher: „Wir hatten die besten Eltern, die man sich vorstellen kann.“ Der berufliche Weg von Carl-Fritz und Helmut Bardusch war vorgezeichnet, sie wählten ihre Ausbildung so, wie die Eltern das gewünscht hatten, und gingen zunächst beide in die Schweiz. Nach dem Abitur (Matura) in Bern studierten sie: Carl-Fritz Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule in St. Gallen, obwohl er ursprünglich eigentlich hatte Rechtsanwalt werden wollen. Nach seinem Abschluss sollte Carl-Fritz im Unternehmen in die Fußstapfen seines Vaters treten. Helmut wählte als Studienfach TextilIngenieurwesen, weil vorgesehen war, dass er später den Aufgabenbereich seiner Mutter übernimmt. Carl-Fritz ging nach seinem Studium für ein Jahr in die USA und arbeitete zunächst bei American Linnen. Danach betrieb er zusammen mit CWS (Conrad W. Schnyder) eine Wäscherei und lernte dort auch die Handtuchspender und -rollen kennen, die er später von CWS für das Unternehmen Bardusch bezog.
Beide Brüder traten 1962 ins elterliche Unternehmen ein. Nicht nur aufgrund ihrer guten Ausbildung, sondern auch dank der hervorragenden Anleitung des kaufmännischen Leiters Gerhard Anderer waren sie rasch mit den betrieblichen Abläufen vertraut – und bei den Mitarbeitern als „die Herren Bardusch“ anerkannt. „CF“, wie Carl-Fritz Bardusch später im Unternehmen häufig genannt wurde, zog es von Anfang an hinaus in die Welt. In den Jahren 1964 bis 1967 baute Carl-Fritz erfolgreich die erste Bardusch-Auslandsniederlassung der Nachkriegszeit in der Schweiz mit auf. Der erste Betrieb, den er zu optimieren hatte, war ein Neubau in Brugg im Kanton Aargau. Hier konnte „CF“ im Alter von 27 Jahren sein Gesellenstück vorlegen und beweisen, dass er Talent zur Führung eines Unternehmens besaß. Weitere Verantwortung übertrug ihm Fritz Bardusch 1969 mit der Gründungder Bardusch SA in Yverdon in der Westschweiz. Helmut Bardusch hingegen war – wie seine Mutter – oft im Ettlinger Betrieb präsent. Er kümmerte sich um die Lösung von Qualitätsproblemen und er überlegte, welche Rationalisierungsmaßnahmen notwendig und sinnvoll waren. Dabei wurde ihm schnell klar, dass für den langfristigen Erfolg des Unternehmens ein guter Vertrieb entscheidend werden würde. In der Folge baute er eine Vertriebsmannschaft auf und sah sich selbst auch im Wesentlichen als „Verkäufer“ an.Obwohl die Brüder charakterlich sehr unterschiedlich waren, funktionierte die Zusammenarbeit über viele Jahre problemlos, weil sie sich sehr gut ergänzten. Helmut Bardusch galt als etwas zurückhaltender und vorsichtiger. Aber Helmut war ein guter Verkäufer und eine wichtige Ergänzung für den oft forsch auftretenden Carl-Fritz. Für die solide Entwicklung des Unternehmens in den 1970er und 1980er Jahren war es sicher positiv, dass die beiden Brüder sich immer abstimmten und alle Entscheidungen gemeinsam trafen.
Ausbau in der Bundesrepublik
Ende der 1960er Jahre spielte die BASF eine bedeutende Rolle für die Weiterentwicklung von Bardusch. „Der Auftrag für die BASF hat uns in der Branche bekannt gemacht“, ist Helmut Bardusch überzeugt. Dank guter Beziehungen hatte er 1966 erfahren, dass der Wäschereileiter der BASF erkrankt war. Er witterte seine Chance, dort ein Geschäft anbahnen zu können. Zunächst wurde er vom Leiter der BASF Wirtschaftsbetriebe abgewiesen, von dessen Chef, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der BASF Dr. Hans Moell, jedoch – zwei Jahre später – mit einem Großauftrag bedacht. Mit vier Fahrzeugen holten die Bardusch-Mitarbeiter täglich etwa 20 Tonnen kundeneigene Wäsche aus insgesamt mehr als 650 BASF Betrieben ab. Die Etablierung der Mietberufskleidung als neues Geschäftsmodell fiel hauptsächlich in den Aufgabenbereich von Helmut Bardusch. Er schaffte den massiven Auf- und Ausbau des „Mietservice für Berufskleidung“, den sein Vater in den 1960er Jahren gegründet hatte und der zur größten Veränderung in der Unternehmensgeschichte führte.
Schon in den 1970er Jahren zählten deutsche Konzerne wie Siemens, Daimler-Benz, BASF, Merck, Dr. Oetker und die Farbwerke Höchst zum Bardusch-Kundenstamm, später kamen Opel, die Deutsche Bahn und Metro als wichtige Großkunden hinzu. Sie alle mieteten bzw. mieten bei Bardusch Arbeitskleidung und persönliche Schutzausrüstung, die in den verschiedenen Standorten gereinigt und aufbereitet wird. Das schnellste Wachstum war in den Jahren zwischen 1995 und 2005. Erst dann etablierte sich am Markt ein spürbarer Wettbewerb. Bei der Expansion setzten die Brüder CarlFritz und Helmut auf zwei Strategien: Manchmal folgte das Unternehmen seinen bereits vorhandenen Kunden an ihren neuen Firmenstandort, manchmal ging man dorthin wo potenzielle Kunden ihren Sitz hatten. Auch die Art der Gründung hing davon ab, was man vor Ort vorfand. In einigen Fällen konnten Wäschereiunternehmen übernommen und ausgebaut werden. Andernorts wurden gänzlich neue Bardusch-Niederlassungen errichtet. Bereits 1969 hatte Fritz Bardusch die „Wiener Wäscherei“ der Familie Langer in Mannheim übernommen und einen Erbpachtvertrag für 100 Jahre abgeschlossen. Die Lage von Bardusch Mannheim im Rhein-Neckar-Dreieck erwies sich als günstig. Es war der erste richtige Zweigbetrieb in Deutschland. Die vorgefundenen Einrichtungen und Anlagen wurden auf den modernsten Entwicklungsstand gebracht. Mit übernommen wurden auch die vielen zu Wiener gehörenden Annahmestellen in der Region, die allerdings meist nur sehr klein waren – „Annahmestelle Wohnzimmer“ sozusagen. In Heilbronn befindet sich seit 1976 im Industriegebiet Rötel eine weitere wichtige Bardusch-Niederlassung. Ausschlaggebend für diese Neugründung waren der Wunsch nach größerer Nähe zu den Städtischen Krankenanstalten Heilbronn, einem Großkunden des Unternehmens, und die Ausdehnung der Geschäftsaktivitäten in Richtung Württemberg und Bayern. Die Einführung der OP-Abdeckung „Steritex“ – heute „OP-Linie für sterile OP-Abdeckungen“ – und die Übernahme der benachbarten Wäscherei Alt im Jahr 1989 trugen ihren Teil zur positiven Entwicklung des Standorts Heilbronn bei, der dank kontinuierlicher Investitionen heute der modernste in Deutschland ist.
Vorzeigeprojekt Gasturbine
Ohne eine zuverlässige und günstige Energieversorgung funktioniert kein Industrieunternehmen. Prägten früher die Kohle und die damit verbundenen rauchenden Schlote das Bild von Industrieregionen, so stehen seit den 1970er Jahren Emissionsschutz und Energieeinsparung auf der Tagesordnung. Drohende Öl- und Energiekrisen, das Zunehmen umweltbedingter Schäden und die Veränderung des Klimas hatten hier ein Umdenken eingeläutet. Als die Stadt und die Stadtwerke Ettlingen in den 1980er Jahren einen Erdgasbehälter in der Nähe des Geländes „Baggerloch“ planten, um die städtische Energieversorgung von Kokerei-Gas auf Erdgas umzurüsten, wollte die Stadtauch die ansässigen Industriebetriebe in dieses Vorhaben einbeziehen. Erdgas galt als umweltfreundliche und zukunftsträchtige Energie. „CF“ und Helmut Bardusch waren technischen Neuerungen gegenüber immer aufgeschlossen. Daher begann man bei Bardusch, sich über eine mögliche Umrüstung der Energieversorgung zu informieren. In den USA, das wusste man, wurde in vielen Wäschereibetrieben mit Gastrocknern gearbeitet, die allerdings recht laut waren; auch hatte man Bedenken wegen der offenen Flammen. Trotzdem entschied sich das Unternehmen schließlich für den Einsatz der Gastechnologie, genauer: für den Bau einer seinerzeit einmaligen Gasturbine.Die Bardusch-Gasturbine bestand aus einem gasbetriebenen Motor mit einem dahinter geschalteten Abhitze-Kessel.
Sie erzeugte Strom, Dampf und Wärme, die direkt in den Maschinenpark eingespeist und im Unternehmen genutzt werden konnten. Strom, der nicht benötigt wurde, ging ins Netz. Bei Bedarf schaltete die Maschine von Gas- auf Ölbetrieb um. Ab 1986 nutzte Bardusch die Turbine für die Wäscherei-Prozesse. Die Ettlinger Stadtwerke übernahmen den Betrieb des Kesselhauses, lieferten das Gas und kauften den überschüssigen elektrischen Strom auf. Bardusch erhielt im selben Jahr für die innovative Gasturbine den Preis der deutschen Gaswirtschaft. Der Wirkungsgrad der Anlage betrug 97 Prozent. Das war damals sensationell. Nach nur vier Jahren hatte sie sich bereits amortisiert. Bardusch war die erste Wäscherei, die eine solche Gasturbine im Einsatz hatte, und man empfing Besucher aus der ganzen Welt, die sich dafür interessierten, im Unternehmen. Die Anlage zur Kraft-Wärmekopplung in der Ettlinger Niederlassung wurde von Technikern des In- und Auslandes bestaunt. Sie setzte neue Maßstäbe für Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz. Deutschlandweit galt sie als „Leuchtturmprojekt“, so Eberhard Oehler von den Stadtwerken Ettlingen. Erst als Anfang der 2000er Jahre die Strompreise durch die Liberalisierung des Marktes stark sanken, war die Turbine nicht mehr wirtschaftlich. Zudem hatte sich die Wäscherei-Technik weiterentwickelt und die Maschinen konnten die von der Turbine produzierte Wärme nicht mehr nutzen. Auch heute wird bei Bardusch in Ettlingen noch mit Gas gearbeitet. Volltrockner und Tunnel-Finisher sind direkt gasbeheizt. An anderen Stellen benötigt man Dampf. Dieser wird in einem Dampfkessel mit einer Kapazität von 16 Tonnen und einem Gasdruck zwischen 8 bis 10 bar erzeugt. Der Strom- und Gasverbrauch im Unternehmen ist trotz des Wachstums in den letzten zehn Jahren dank erhöhter Effizienz gesunken.
Verwurzelt in der Region
Zum Selbstverständnis der Familie gehörte es bei Bardusch stets, sich nicht nur für das eigene Unternehmen, sondern ebenso für das Gemeinwesen, in dem man lebte und wirtschaftete, zu engagieren. Bis heute fühlen sich die Inhaber der Stadt Ettlingen, dem Standort der Unternehmenszentrale, eng verbunden. Der Platz ist immerhin ungewöhnlich für ein Unternehmen dieser Größe: Unmittelbar am Rand der Ettlinger Altstadt gelegen, ist eine Anfahrt für die LKWs nur über eine Brücke in der Albstraße möglich. Da blieben Überlegungen für eine Verlegung nicht aus, um die Entwicklungsmöglichkeiten für das Unternehmen zu verbessern. Weiter hinaus ins Albtal sollte es gehen, wo die Gesellschaft für Spinnerei und Weberei sich gerade verkleinerte. Doch es kam anders: Nach Rosa Barduschs Tod im Jahr 2001 wurde das alte Wohnhaus der Familie abgerissen und es entstand ausreichend Platz für Veränderungen direkt auf dem Betriebsgelände. Insbesondere in „CF“ Bardusch hatte die Stadt Ettlingen einen großen Förderer, vor allem auf kulturellem und sportlichem Gebiet.
Er unterstützte die Ettlinger Schlossfestspiele von der ersten Stunde an, bedachte verschiedene Sportvereine und spendete großzügig für viele weitere städtische Belange und Einrichtungen, wie etwa für die Stadtbibliothek. 1996, im Jahr des 125-jährigen Bardusch-Bestehens, finanzierte er ein Kunstwerk der Landeskunstwochen. Er unterstützte die örtliche Feuerwehr, die Ettlinger Sozialstation, die Bürgerstiftung, das Hospiz und die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg. Auch den katholischen Jugendgruppen stellte er Fahrer und Fahrzeuge für ihre Freizeiten zur Verfügung und zu Zeiten, als es noch keine Behindertenwerkstätten gab, stellte er immer wieder ohne zu zögern Menschen mit Handicap ein. Das größte gemeinsame Projekt zwischen der Stadt und Bardusch war 1988 der gemeinsame Bau des Schwimmbad-Parkdecks auf dem Grundstück gegenüber dem Firmengelände. Nach Auskunft des damaligen Ettlinger Oberbürgermeisters Josef Offele (Amtszeit 1987 bis 2003) war dies ein ausgesprochen „fairer Deal“. Das Gelände gehört Bardusch und auch an den Kosten des 1,8 Millionen DM teuren Baus beteiligte sich das Unternehmen. Für Bardusch hatte die langdauernde Parkplatznot durch diese Kooperation ein Ende. Von Montag sechs Uhr bis Freitag 15:30 Uhr durfte das untere Deck anfangs ausschließlich von Bardusch-Mitarbeitern genutzt werden. Später wurde ein Stockwerk daraufgesetzt, auf dem das Unternehmen während der Woche nun bis um 16 Uhr seinen Firmenparkplatz hat. Der Nutzungsvertrag für die Parkrechte läuft bis zum Jahr 2026. Angesprochen auf „CF“ Bardusch, erinnert sich Josef Offele an einen angenehmen Menschen, mit dem man „auf hohem intellektuellem Niveau diskutieren“ konnte. Eine bewährte Partnerschaft auf Augenhöhe verbindet Bardusch auch mit den Stadtwerken Ettlingen: Hier arbeiten „zwei alte Damen“ zusammen, so bringt es der damalige Stadtwerke-Geschäftsführer Eberhard Oehler auf den Punkt. Die Stadtwerke sind nur wenige Jahre älter als Bardusch. Die Bardusch-Zentrale bezieht Gas und Strom von den Ettlinger Stadtwerken und auch sämtliche Bardusch-Standorte in Deutschland werden über die Stadtwerke Ettlingen von ortsansässigen Netzwerkbetreibern mit Gas versorgt.
Erste Schritte ins Ausland – Bardusch und die Schweiz
Während der 150 Jahre seit der Firmengründung ist Bardusch seinem Stammsitz in Ettlingen treu geblieben. Doch wie jedes Unternehmen, das auf Dauer im Wettbewerb bestehen möchte, musste es kontinuierlich wachsen. Die ersten Schritte ins Ausland hatte bereits Fritz Bardusch gemacht, als er während des Zweiten Weltkriegs, den Truppenbewegungen folgend, in den besetzten Städten Hagenau und Metz Bardusch-Militärwäscherei-Filialen eröffnete, deren Existenz allerdings nur von kurzer Dauer war. Die ersten Auslandsniederlassungen nach dem Krieg gründete Fritz Bardusch in der Schweiz, die sich mittlerweile zum wichtigsten Land für die Bardusch-Auslandsaktivitäten entwickelt hat. Hier gehört das Unternehmen zu den ganz Großen der Branche. Im Schweizer Kanton Aargau hatte Fritz Bardusch ja seinem Sohn Carl-Fritz die Auslandsniederlassung in Brugg übertragen: die Aare AG Textil-Leasing. Sie war der Grundstein für die Bardusch-Geschäftstätigkeit in der Schweiz. Beim Auf- und Ausbau dieses Betriebs in Brugg wurde „CF“ tatkräftig unterstützt von seiner Frau Christa. Sechs Jahre später folgte der Aufbau der Bardusch SA in Yverdon in der französischen Schweiz, am Neuenburger See gelegen.
1996 übernahm Carl-Fritz Bardusch die Waschanstalt Zürich (WAZ), damals eine der größten Wäschereien in der Schweiz. Die Ursprünge der WAZ gehen zurück auf Waschboote, die am Ufer des Zürichsee ankerten. Ein Jahr später erfolgte der Kauf der Mietberufskleidung von Terlinden-Jelmoli in Küsnacht. Ebenfalls 1997 gelang die Akquisition der Meyer Textil AG in Rheinfelden, wo sich heute das Schweizer Zentrallager von Bardusch befindet. Die Hüsler Berufskleider AG in Sirnach erwarb das Unternehmen 2001. Die ursprünglich dem Kanton Basel gehörende Zentralwäscherei Basel ist heute ebenfalls Teil der Bardusch-Firmengruppe. Bereits seit 2001 war Bardusch dort Mehrheitseigner. Die Zentralwäscherei hatte sich seit ihrer Gründung im Jahr 1962 auf Spitalwäsche und Wäsche für Pflegeheime spezialisiert. Gleiches gilt für die Blanchisserie Centrale in Sierre, wo Bardusch seit 2004 die Mehrheit der Anteile hielt. Mit beiden Unternehmen fusionierte Bardusch wenige Jahre später: 2008 mit der ehemaligen Basler Zentralwäscherei zur Bardusch AG und 2010 mit der Blanchisserie Centrale.
Gemeinsam in die weite Ferne
Die Expansion in Übersee planten die Brüder Carl-Fritz und Helmut Bardusch gemeinsam. Bereits zu Studienzeiten hatten sie sich durch ihre Reisen in die USA – wie zuvor ihr Vater Fritz – viele Anregungen geholt. Beide wollten den Erfolg in Brasilien und den USA. Die neuen Aufgaben teilten sie sich: Helmut Bardusch verantwortete das Geschäft in Brasilien, Carl-Fritz war für die USA zuständig. Die Gründungen in Brasilien Ende der 1970er Jahre waren ein wahrer Paukenschlag: „Purer Abenteuerlust war es geschuldet“, so Tochter Christina Bardusch-Haupt, dass ihr Vater und Onkel 1977 nach Südamerika gingen. „Das war kein Joint Venture, sondern Adventure“, erinnert sie sich. Viele deutsche Unternehmen investierten damals in Brasilien, dem „Land der Zukunft“, dessen Regierung intensiv um Investoren warb. Das Bardusch-Team schätzte die Mentalität der unkomplizierten Brasilianer. Die 1977 gegründeten „Bardusch Arrendamentos Texteis Ltda“ in Curitiba ließen sich recht gut an. Bardusch kaufte für seine neue Wäscherei ein Grundstück in Sao José dos Pinhais im Stadtkreis Curitiba, einer Millionenstadt auf der paranensischen Hochebene und begann zügig mit den Arbeiten.
Kurz darauf flatterte dann allerdings ein Baustopp ins Haus, da, wie sich nun herausstellte, genau an dieser Stelle ein Autobahnkreuz geplant war.Das Problem konnte glücklicherweise auf unkomplizierte Weise gelöst werden: Als der damalige brasilianische Präsident Ernesto Geisel im März 1978 mit einer großen Wirtschaftsdelegation nach Deutschland kam, gelang es „CF“ Bardusch, ihn zu sprechen und sein Problem zu schildern. Daraufhin wurde das „Kleeblatt“ der Autobahn Auf- und Ausfahrten neu geplant und um die Firma gelegt. Somit führte die neue Autobahn ganz einfach um Bardusch herum. Der Wäschereibetrieb wurde in Brasilien komplett neu aufgebaut. Zunächst legte Bardusch den Fokus auf Flachwäsche, doch das Handtuchrollen-Geschäft erwies sich als erfolgreicher. Die Handtuchrollen machten schon bald 85 Prozent des Wäscheaufkommens aus, betreut wurden über 4.000 Kleinkunden, einige wenige Großverbraucher kamen auf bis zu 10.000 Rollen monatlich. Ein weiteres Zugpferd wurde für Bardusch in Brasilien 2003 die Berufskleidung für Kunden jeder Betriebsgröße, darunter Schlachthöfe und Fischfutterhersteller, Lebensmittelbetriebe und die Automobil-Branche.
Im Jahr 2000 übernahm Bardusch zu 100 Prozent LAVIN (Lavanderia Industrial Ltda.) in Sao Paolo – eine Wäscherei für Industriewäsche und zur Reinigung von persönlicher Schutzausrüstung (PSA). Bardusch errichtete außerdem eine weitere moderne Wäscherei in Porto Alegre und baute damit seine Marktposition in Brasilien weiter aus. Zum wichtigsten brasilianischen Standort entwickelte sich allerdings Rio Verde im Bundesstaat Goías, wo jährlich die Arbeitskleidung von 10.000 Personen gewaschen wurde. Obwohl Helmut Bardusch später aus dem gemeinsamen Ettlinger Unternehmen ausstieg, hält er bis heute Minderheitsbeteiligungen an zwei Wäschereien für Hotelwäsche in Curitiba und Porto Alegre. Wie Brasilien galten auch die Vereinigten Staaten von Amerika in den 1970er Jahren als ein hervorragender Unternehmens-Standort. In den USA, für dessen Geschäftsaufbau „CF“ verantwortlich zeichnete, startete Bardusch von Anfang an als Dienstleister für Mietkleidung. 1981 wurde unter dem Namen Bardusch Corporation die Rental Uniform Services (RUS) übernommen, die den Verleih von Berufskleidung und Matten betrieb. Dieses Unternehmen wurde zunächst von Thomas Connole und Buddy Spears geleitet. Nach dem Tod von Buddy Spears übernahm der anerkannte Branchenexperte Jim Divers diese Aufgabe. Zum Sortiment der Bardusch-Corporation gehörte auch persönliche Schutzausrüstung (PSA) – Artikel wie Handschuhe, Augen- und Gehörschutz sowie Ergonomie-Produkte wie Hüftgürtel, Gelenkschutz und Fußstützen. Außerdem installierten die Bardusch-Fahrer bei den Kunden auf Wunsch Erste-Hilfe-Schränke, die bei Bedarf vom Kundenservice auch regelmäßig wieder aufgefüllt wurden.
„CF“ Bardusch ab 1992 als alleiniger Chef
Carl-Fritz und Helmut Bardusch entwickelten den Familienbetrieb in den 1980er Jahren von einer Wäscherei für Firmen- und Privatkunden konsequent zum Vollversorger für Berufskleidung und Wäsche-Leasing – ein Weg, den bereits ihr Vater eingeschlagen hatte. Dabei schauten sie auch früh über den nationalen Tellerrand und führten das Unternehmen in mehrere europäische Länder, in die Vereinigten Staaten und nach Südamerika. „Meine Eltern waren sehr tüchtig, aber durch uns erfolgte der eigentliche Ruck zur Weiterentwicklung des gesamten Unternehmens“, beschreibt Helmut Bardusch die mehr als 20 Jahre Verantwortung, die er zusammen mit seinem Bruder getragen hatte. Gegen Ende der 1980er Jahre wurde allerdings immer deutlicher, dass die unterschiedlichen Charaktere der Brüder auch zu unterschiedlichen unternehmerischen Einschätzungen führten – die Meinungen gingen häufiger auseinander, einvernehmliche Entscheidungen wurden schwieriger. Carl-Fritz setzte auf Investitionen im großen Stil und auf rasches Wachstum, was Helmut nicht bedingungslos mittragen wollte. Letztendlich kamen sie zu der Entscheidung, dass nur einer der beiden die weitere Unternehmensführung innehaben sollte. Die Doppelspitze sollte ein Ende haben. Nach zähen Verhandlungen ging Carl-Fritz Bardusch ins alleinige Risiko: Um seinen Bruder ausbezahlen zu können, verkaufte er nahezu seinen gesamten Privatbesitz. Er verschuldete sich hoch, fand aber in der Volksbank und in der Sparkasse zwei Geldinstitute, die seinen Weg voll mitgingen. 1992 verließ Helmut Bardusch das Unternehmen. Im Privaten versöhnten die beiden Brüder sich nach einiger Zeit wieder, geschäftlich allerdings blieb es bei der Trennung. Carl-Fritz Bardusch konnte nun frei schalten und walten. Aus Sicht von Helmut Bardusch war diese Entscheidung richtig für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Unternehmens. Er charakterisiert seinen Bruder Carl-Fritz als den „geborenen Geschäftsmann“, sich selbst als den besseren Verkäufer – aber der ist nach seiner Einschätzung in einem Unternehmen leichter ersetzbar. Rückblickend sagt Helmut Bardusch: „Carl-Fritz war der bessere Politiker. Er konnte immer gut mit anderen Geschäftsführern, die oft seinem Typ entsprachen, zusammenarbeiten.“ Auch wenn das Ausscheiden für Helmut Bardusch damals schwer war, hat er den Schritt nie bereut. Es ist ihm wichtig, zu betonen, dass er dem Unternehmen immer alles Gute gewünscht und gerne gesehen hat, „wie das Unternehmen prosperiert“. „Textilmietdienste wie die von Bardusch werden eine gute Zukunft haben“, davon zeigt sich Helmut Bardusch überzeugt. Der Bruderzwist Anfang der 1990er Jahre war nicht nur eine große Belastung für die Familie. Auch für das Unternehmen war der Streit lähmend und führte in der Führungsriege zu tiefen Gräben. Nach dem Ausbezahlen seines Bruders gab es einen Schnitt im Unternehmen. Carl-Fritz Bardusch hatte die volle Entscheidungsbefugnis, richtete Bardusch neu aus und forcierte die Expansion. Zunächst hatte „CF“ überlegt, eine neue Gesellschaft zu gründen. Angedacht war, dass sich die Mitarbeiter mit Sperrminorität beteiligen können, um den Betrieb mitzufinanzieren. Doch der Plan wurde verworfen, eine andere Form der Mitarbeiterbeteiligung erst später realisiert. Zupackend und Chancen ergreifend, so wird „CF“ Bardusch von allen, die mit ihm zusammenarbeiteten, geschildert. Der Firmen-„Patron“, wie er von den Mitarbeitern der Niederlassungen in der Schweiz genannt wurde, entwickelte viele Ideen, die sich für Bardusch als visionär erweisen sollten. Pfeiler seiner Strategie war die Akquisition von zum Verkauf stehenden Wäschereien, um seine Großkunden flächendeckend versorgen zu können. Eine seiner herausragenden Fähigkeiten war es, das Unternehmen nach außen positiv zu repräsentieren. Dem – wie man heute sagen würde – exzellenten Netzwerker war aber auch „meine Mannschaft“, wie er seine Mitarbeiter nannte, sehr wichtig. Er wusste, dass sein Unternehmen nur erfolgreich sein konnte, wenn diese Mannschaft hinter ihm stand. Es war die wohl größte Aufgabe, die sich „CF“ Bardusch während seiner gesamten unternehmerischen Laufbahn vorgenommen hatte: die Expansion des Unternehmens über die regionalen und nationalen Grenzen hinaus zu planen und zu gestalten. Seine Sprachkenntnisse waren ihm dabei ein unentbehrliches Werkzeug: Er sprach neben Englisch Schweizerdeutsch in verschiedenen regionalen Ausprägungen sowie Italienisch, Französisch und Portugiesisch. Auch bei den Bardusch-Großkunden war er stets präsent. „Wer in seiner Region stark ist, muss sich vor der Welt nicht fürchten.“ Das war das Motto von Carl-Fritz Bardusch und sein Expansionsdrang kannte demnach auch keine Grenzen. Hatte bereits sein Vater das Unternehmen in Richtung Rhein-Neckar-Raum erweitert, so blieb es seiner Ägide vorbehalten, nicht nur Deutschland, inklusive später der neuen Bundesländer, sondern nach den Akquisitionen mit seinem Bruder in Nord- und Südamerika auch Teile Europas für Bardusch als Aktionsbasis zu gewinnen. Nicht zu vergessen ein, wenn auch kurzer, Abstecher nach Afrika. Zudem hielt er immer wieder nach Möglichkeiten Ausschau, im Orient und in Asien Fuß zu fassen. Carl-Fritz Bardusch galt als Patriarch im positiven Sinn, als eine beeindruckende Unternehmerpersönlichkeit, die es verstand, auch als Mensch zu überzeugen. Aus der Wäscherei in Ettlingen entstand unter seiner Federführung innerhalb von 40 Jahren ein weltweites Unternehmen für Textildienste mit mehr als 3.000 Mitarbeitern.
Digitalisierung für besseren Kundenservice
Noch bis zu Beginn der 1980er Jahre wurde bei Bardusch mit Lochkarten gearbeitet und alles per Hand gepatcht. Dann begann im Unternehmen das digitale Zeitalter – anfangs noch recht umständlich und ziemlich teuer mit Commodore-Computern. Das Motto des Jahres 1987 war die neue EDV. „Die neue Bardusch-Verwaltung hat eine neue EDV-Anlage erhalten, die unsere Kundendienlichkeit entscheidend verbessert. Unser flinker, fleißiger Computer ist ein wichtiger Bardusch-Mitarbeiter, der aus der täglichen Arbeit nicht mehr wegzudenken ist.“ So das Bardusch-Heft „Unseren Freunden“ von 1986/87. Dank der neuen EDV konnten nun beispielsweise die kundenspezifischen Etiketten der Mietberufskleidung mit deutlich mehr Informationen ausgestattet werden. Dieser kundenfreundliche Service, in Kombination mit einem neuen Schrankfachsystem, erleichterte den innerbetrieblichen Kleidertausch wesentlich. Chef der neuen Bardusch-IT war bis 1996 Wolfgang Gerlach, dem es gelang, allen Bardusch-Kunden maßgeschneiderte Lösungen anzubieten, und der selbst auch mehrere große Kunden für das Unternehmen gewinnen konnte. 1993 entschied sich „CF“ Bardusch für eine organisatorische Neuausrichtung des Unternehmens. Die Aufgaben des Innendienstes wurden jetzt den einzelnen Niederlassungen zugeordnet, um die Kundenbetreuung durch regionale Nähe zu verbessern. Dazu wurde ein neues, auf die Bedürfnisse von Bardusch angepasstes Vertriebsinformationssystem installiert. Als Bardusch 1996 auf SAP als internationale Standardsoftware umstellte, waren die individuellen IT-Lösungen aus eigener Produktion Geschichte.
Neuentwicklungen im Markt für Mietberufskleidung
Einer der großen Kunden im Bereich Mietberufskleidung ist seit Jahrzehnten das Unternehmen Opel, das inzwischen zur französischen PSA-Gruppe und damit zum neuen Konzern Stellantis gehört. Bereits 1989 begann die Zusammenarbeit, Bardusch erhielt einen Probeauftrag für das Werk in Rüsselsheim. Bei diesem Pilotprojekt wurden ein eigens auf den Automobilhersteller zugeschnittenes Textil-Management-System und eine darauf abgestimmte Logistik entwickelt. Alle Fertigungsbereiche wie Verwaltung, Forschung und Entwicklung, Elektronik und Elektrotechnik, Lackiererei und Karosseriebau wurden dabei in die Vollversorgung mit Textilien einbezogen.
Der Auftrag wurde sukzessive auf weitere Opel-Werke ausgedehnt. 1993 vergab Opel einen europaweiten Gesamtauftrag für den Konzern an Bardusch: 40.000 Mitarbeiter in Rüsselsheim, Kaiserslautern, Bochum und am damals neuen Standort in Ungarn werden seither mit Mietberufskleidung versorgt. Das Unternehmen erhielt viele Male den Opel Award „The Supplier of the Year“. 1995 begann Bardusch mit Uvex, einem großen Hersteller von Arbeitsschutzartikeln in Fürth, zusammenzuarbeiten. Das erste moderne Berufsbekleidungs-Konzept hieß „Evolution“. Ersetzt wurde es 2003 durch „New Evolution“.Die jüngste mit Uvex entworfene Kollektion „work & protect“ wurde in der Zeit nach „CF“ – im Jahr 2013 – eingeführt. Sie zeichnet sich vor allem durch ein ergonomisches Design aus. Nicht nur optisch, auch bezüglich der Funktionalität wurden hier neue Wege beschritten. In die Kleidung wurden elastische Elemente eingearbeitet, um für diejenigen Körperpartien, die bei typischen Arbeitsbewegungen beansprucht werden, mehr Bewegungsfreiheit zu erreichen. Diese Stretch-Einsätze reduzieren den Bewegungswiderstand um bis zu 90 Prozent. Ab 1997 kooperierte Bardusch mit dem Textilhersteller Gore im Bereich „Leasinggerechte Schutzkleidung“. Das Unternehmen W. K. Gore & Associates GmbH in Putzbrunn bei München gilt als Marktführer für wind- und wasserdichte atmungsaktive Funktionstextilien. 1999 kam die gemeinsam entwickelte „Two in One“-Bekleidung „Inliner“, eine Warn- und Wetterschutzbekleidung, die starken Verschmutzungen ausgesetzt werden kann, auf den Markt. Sie besteht aus einem äußeren Warnschutzanzug kombiniert mit einem wetterfesten Innenanzug, einem GORETEX®-Inlay. Bei der Wäsche können Innen- und Außenanzug getrennt werden. Das Bekleidungskonzept wurde als Patent angemeldet.
In Ettlingen wurden die Strukturen immer wieder an das gewachsene Unternehmen und an die steigende Nachfrage nach Mietberufskleidung angepasst. So war die „Zentrale Indienststellung“, die bei Bardusch zuständig für die termingerechte Bereitstellung der Mietberufskleidung sowie den Ersatz ausgemusterter Kleidungsstücke ist, traditionell im Stammhaus in Ettlingen angesiedelt. 1994 zog sie jedoch in ein neues Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Gesellschaft für Spinnerei im Albtal. Seit 2004 befindet sich die Indienststellung im elsässischen Bischwiller. Die Näherei dort „patcht“ mit Hilfe von Spezialmaschinen Barcode-Labels in die Kleidung ein, so dass eine individuelle Zuordnung der einzelnen Garnituren garantiert ist. Auch kundeneigene Logos werden aufgebracht und bei Bedarf Änderungen, wie das Kürzen von Ärmeln und Hosenbeinen, vorgenommen.
Der Umwelt zuliebe: Verzicht auf die chemische Reinigung
Bis 1996 verfügte Bardusch über eine eigene chemische Reinigung, die allen europäischen Anforderungen des Umweltschutzes gerecht wurde. Die Wäscheteile wurden innerhalb eines geschlossenen Kreislaufsystems in einem Arbeitsgang gereinigt und getrocknet. Nach jedem Reinigungsvorgang wurde das im Reinigungsgut noch enthaltene Lösungsmittel über eine angeschlossene Aktivkohlefilteranlage abgeführt. Zusätzlich führte Bardusch zur umweltverträglichen Reinigung von Lackiereranzügen das sogenannte Esterverfahren ein, mit dessen Hilfe biologisch nicht abbaubare Stoffe erst gar nicht mehr in den Wasserkreislauf gelangen konnten. Doch das endgültige Aus für diese Betriebssparte war bereits absehbar. Die chemische Reinigung wurde weiterhin als umweltbelastend und als hoher Kostenfaktor empfunden und von Bardusch im Jahr 2000 endgültig eingestellt.
Strategiewechsel nach Ostöffnung
Das Geschäft in Amerika entwickelte sich sehr erfolgreich. Aber nach der Ostöffnung in Europa änderte Carl-Fritz Bardusch zu Beginn des neuen Jahrtausends seine Strategie. Er verkaufte das Geschäft in den USA, um mit dem Erlös zunächst die Expansion in Deutschland, später auch in anderen europäischen Ländern zu finanzieren. „CF“ Bardusch investierte viel und machte das Unternehmen fit für das neue Jahrtausend. 2005 gingen die amerikanischen Unternehmungen an Omni, eine amerikanische Tochter der Elis-Gruppe. Elis wiederum veräußerte das gesamte amerikanische Geschäft, in das auch das Bardusch-Geschäft aufgegangen war, weiter an CINTAS, einem der Marktführer in den USA. „CF“ Bardusch hatte immer ein Gespür dafür, wann es besser war, eine Sache zu beenden und sich neuen und erfolgversprechenderen Zielen zuzuwenden. Das Bardusch-Engagement in Südafrika beispielsweise, mit dem bereits in den 1990er Jahren begonnen worden war, war ein solcher Fall. Ein Bekannter aus der Textilbranche hatte „CF“ das Land zunächst schmackhaft gemacht: Große Chancen sollten sich dort eröffnen: „Da muss man hin und eine Wäscherei aufbauen!“
Gemeinsam mit südafrikanischen Partnern hatte Bardusch 1997 eine erste Niederlassung im neuen Industriegebiet Montague Gardens in Kapstadt eröffnet und sie mit einem modernen Maschinenpark ausgestattet. In der Anfangsphase wurden hauptsächlich Alten- und Pflegeheime als Kunden gewonnen. Später wurde die Produktion um Mietberufskleidung und Schmutzfangmatten erweitert. Doch die Ergebnisse blieben auch zehn Jahre nach der Gründung noch hinter den Erwartungen zurück und so bereitete „CF“ den Ausstieg aus dem Südafrika-Geschäft vor. 2012, kurz nach seinem Tod, wurde Garment Rental in Südafrika verkauft. Ein 2004 in China geplantes Joint Venture kam letztlich nicht zustande.
Die dynamischen 1990er Jahre in Deutschland
Mit dem Fall der Berliner Mauer ergaben sich für Bardusch wie für fast alle größeren Unternehmen in der Bundesrepublik unerwartete Perspektiven für die Eröffnung und Entwicklung neuer Standorte. Bei Bardusch war in den ersten Jahren nach der sogenannten Wende allerdings nicht nur im Osten, sondern auch in den westdeutschen Standorten eine außerordentliche Dynamik zu verzeichnen. Um beispielsweise im Großraum München präsenter zu sein, übernahm Bardusch 1989 die Firma Blütenweiß und gründete eine Niederlassung in Landsberg – 65 Kilometer vor München in einem Industriegebiet mit Autobahnanschluss gelegen. Von hier aus konnte nun fast ganz Bayern versorgt werden. Zu den ersten Kunden zählten Autohäuser, Versicherungen und Firmen aus der Lebensmittelbranche. Ebenfalls 1989 wurde die ehemalige Zweigstelle in Mannheim zur eigenständigen Bardusch-Niederlassung ausgebaut. Die Niederlassung Zell unter Aichelberg bei Göppingen wurde 1990 aus dem dort bereits seit 1982 bestehenden Depot heraus entwickelt. Die Bardusch-Expansion nach Norddeutschland begann 1993 mit dem Erwerb eines Grundstückes im südlichen Industriegebiet von Soltau, zwischen Hamburg, Hannover und Bremen gelegen. Die Niederlassung Soltau erschloss zusammen mit den ostdeutschen Betrieben in Mühlhausen und Dresden für Bardusch den noch fehlenden Teil der Bundesrepublik. Natürlich folgte auch Bardusch dem „Run“ in die neuen Bundesländer. Die erste wirklich große Investition im Osten Deutschlands gelang 1992 mit dem Erwerb eines Teils des sächsischen Textilpflegebetriebs Purotex in Dresden, der wie Bardusch aus einer traditionsreichen Wäscherei hervorgegangen war: Johanna Alma Märksch hatte mit ihrer Kunstfärberei und ihrer Chemischen Reinigung bereits den Sächsischen Hof beliefert. 1946 war der Betrieb enteignet und zum VEB (Volkseigenen Betrieb) Purotex erklärt worden. Er entwickelte sich zur Großwäscherei für den Raum Dresden mit mehreren Betriebsteilen im Nordwesten und Westen der Stadt.
Vom großen Purotex-Kombinat übernahm Bardusch lediglich den 1973 eröffneten Betriebsteil Rosenstraße, alle anderen Betriebsabteilungen waren bereits direkt nach der Wende aufgelöst worden. Die Purotex-Mitarbeiter wurden übernommen, sie hatten alle Facharbeiterbriefe und waren somit hervorragend qualifiziert. Einige von ihnen sind auch im Jubiläumsjahr noch in der Rosenstraße beschäftigt. Schwerpunkt und wichtige Geschäftsbereiche der Rosenstraße waren zu DDR-Zeiten Haushaltswäsche und Kinderkrippen gewesen – ein gefragter Service, da in der ehemaligen DDR sehr viel mehr Frauen berufstätig waren als in Westdeutschland. Nach der Übernahme verlagerte sich der Schwerpunkt auf Flachwäsche für Krankenhäuser und Pflegeheime und – wie es Bardusch-Unternehmenspolitik war – auf die erfolgversprechende Sparte Mietberufskleidung sowie das Matten- und Handtuchgeschäft. Bardusch Dresden übernahm einige Kunden der Heilbronner Bardusch-Niederlassung, weil deren Belieferung von hier aus günstiger ist. Zudem wurden und werden zwei neue Depots von Dresden aus beliefert: Leipzig und Chemnitz. Inzwischen hat die Niederlassung Dresden 180 Mitarbeiter, die in anderthalb Schichten arbeiten. Der Dresdener Maschinenpark, der früher noch aus Einzelwaschmaschinen bestanden hatte – die Waschmaschinen, Mangler und Trockner der DDR-Marke Foster waren von guter Qualität, wurde mittlerweile komplett durch moderne Geräte ersetzt, mit Waschröhren als wichtigstem Element. Mit der Übernahme einer Niederlassung im thüringischen Mühlhausen schuf Bardusch 1993 ein weiteres Standbein in der ehemaligen DDR. Dieser Betrieb zog 1996 nach Eisenach um, um die Zusammenarbeit mit dem Großkunden Opel weiter zu intensivieren. Seit 2006 wird hier Reinraumkleidung für mittlerweile 300 Kunden bearbeitet. Die Niederlassung Erfurt entstand 2004 durch den Kauf der damaligen Betriebsstätte der Wäsche-Service-Erfurt GmbH (WSE) mit dem Schwerpunkt sterile Krankenhauswäsche.
Neue Werke in Osteuropa
Noch weiter nach Osten zog es „CF“ Bardusch 1998, nachdem der Großkunde Opel sein neues Werk in Glivice (Gleiwitz) eröffnet und angefragt hatte, ob Bardusch nicht auch Vollversorger für den Autobauer in Polen werden wolle. Bardusch kaufte in der Stadt Prudnik in Polen ein stillgelegtes Fabrikareal und errichtete dort eine neue Wäscherei. Da Prudnik zwischen den großen Industriegebieten von Katowice und Wroclaw (Breslau) liegt, können von diesem Standort aus beide Regionen bedient werden. Die wichtigsten Industriezweige hier sind Bergbau und Metallurgie, Maschinenbau und Stromerzeugung, Chemie, Baustoffe und Textilien. Bei der Expansion nach Polen war es „CF“ wichtig, einen Vertrauten an seiner Seite zu wissen, der die Landessprache perfekt beherrschte und die Verhandlungen tatsächlich wortwörtlich übersetzte. Mit ihm unbekannten Dolmetschern, die zunächst beauftragt worden waren, hatte er keine guten Erfahrungen gemacht. Ein Begleiter auf seinen Reisen nach Polen war der habilitierte Jurist Thomas Reith, dessen polnische Sprachkenntnisse maßgeblich darauf beruhten, dass er mit einer Polin verheiratet war. Und so kam bei der gemeinsamen Suche nach dem perfekten Übersetzer Reiths Frau Ewa ins Spiel. Sie erklärte sich rasch bereit, „CF“ als Dolmetscherin zu unterstützen. Zwar hatte sie sich bis zu diesem Zeitpunkt vor allem um ihren Haushalt und die beiden Kinder gekümmert, aber sie verstand es, sich sehr schnell in die Unternehmenswelt von Bardusch einzuarbeiten. Aus der Übersetzerin wurde eine erfolgreiche Geschäftsführerin, die als ersten Mitarbeiter in Polen Jarek Karwowski einstellte, den heutigen Geschäftsführer in Polen. Jarek Karwowski baute den Betrieb in Prudnik auf und aus – und zeichnet im Jubiläumsjahr verantwortlich für das gesamte Bardusch-Geschäft in Polen. Carl-Fritz Bardusch zeigte sich überzeugt vom Erfolg dieser Gründung: „In dieser aufsteigenden Wirtschaftsregion steckt großes Potenzial... Dass alles nur in sechs Monaten entstehen konnte, ist auch der Tatsache zu verdanken, dass die Zusammenarbeit mit den polnischen Behörden äußerst problemlos und kooperativ verlief.“ Im Jahr 2007 eröffnete Bardusch in Torun eine zweite Niederlassung in Polen. Den Schritt nach Ungarn wagte Carl-Fritz Bardusch ebenfalls, um den dort eröffneten Opel-Betrieb zu versorgen. Er startete zunächst zusammen mit einem Lohnwäscher, steuerte die Prozesse jedoch von Ettlingen und Landsberg aus. Als er feststellte, dass das Geschäft sich gut angelassen hatte, kaufte er 1999 eine Gewerbefläche und investierte in den Standort Mosonmagyaróvár unmittelbar im Dreiländereck Ungarn Österreich-Slowakei. Dort ließ er seine Wäscherei mit neuester Technik bestücken. Seit der Fertigstellung des Neubaus im Jahr 2002 hat sich der ungarische Standort mit seinen umfassenden Wäscherei-Dienstleistungen in allen drei Ländern etabliert. Zu den Kunden gehören vor allem Lebensmittelbetriebe, die großen Wert auf hygienisch einwandfreie Wäsche legen.
Die 2000er Jahre – das Jahrzehnt des Wachstums
Die Expansionsstrategie von „CF“ erwies sich als erfolgreich. Es gab einen massiven Wachstumsschub für das Unternehmen. Die Zahl der neuen Bardusch-Niederlassungen wuchs ab der Jahrtausendwende rasant. Nachfolgend nur einige weitere Beispiele, die Chronologie am Ende des Buches gibt Auskunft über sämtliche Daten und Orte. In Spanien hatte Bardusch bereits 1997 mit der Iturri S.A. aus Sevilla, einem Hersteller von Arbeitsschutz- und Feuerwehrausrüstungen, kooperiert. Iturri war auf Bardusch zugekommen, weil das spanische Unternehmen neben seiner Kleidung künftig auch Dienstleistungen anbieten und verkaufen wollte. Für diese Zusammenarbeit gründete Bardusch die Firma IBSA, die 50 Prozent an der gemeinsamen Wäscherei hielt.
Im Jahr 2000 übernahm das Ettlinger Unternehmen sämtliche Anteile und firmierte fortan unter Bardusch S.A. mit Sitz in der Nähe von Madrid. Zunächst positionierte man sich als Spezialist für den Bereich Lackiererkleidung und die Reinigung von Feuerwehrkleidung. Nachdem sich das Geschäft mit der Arbeitskleidung jedoch nicht so positiv entwickelte wie erhofft, konzentrierte sich Bardusch in Spanien auf den Bereich Reinraum – bis ins Jubiläumsjahr mit großem Erfolg.
Auch in Frankreich verstärkte Bardusch bereits Ende der 1990er Jahre sein Engagement: Die Bardusch-Gruppe wuchs mit der Übernahme der TBA-Teinturerie Blanchisserie Nouvelle in Cambrai, einem Zentrum der Textilindustrie im Département Nord, um einen weiteren Betrieb. Von Cambrai aus werden der Norden Frankreichs und die Region Paris mit Hotelwäsche versorgt.
2004 zogen das Bardusch-Zentrallager und die Indienststellung ins elsässische Bischwiller. Dorthin wurde noch im selben Jahr die bereits 1993 im elsässischen Niedermodern gegründete Bardusch S.a.r.l transferiert. In Bischwiller, ehemals ein bedeutendes Zentrum der französischen Textilindustrie, war man froh über die neuen Arbeitsplätze. Es fehlte an Beschäftigungsangeboten in der Region und viele der gut ausgebildeten und jobsuchenden Schneiderinnen fanden bei Bardusch eine neue Stelle. In Deutschland gab es ebenfalls einige erwähnenswerte Zukäufe und Neugründungen. Ende 2000 wurde der im nordrhein-westfälischen Geldern ansässige Textilservice Rattmann in den Verbund der Bardusch-Gruppe übernommen. Seitdem versorgt Bardusch als Komplettanbieter Kunden aus den Bereichen Krankenhäuser und Pflegeheime in Nordrhein-Westfalen mit branchenspezifischen Textilien. 2001 erwarb Bardusch die Wäscherei Annelie in Hochdorf-Assenheim im Rhein-Pfalz-Kreis westlich von Ludwigshafen. Von hier aus werden 70 Hotels im gesamten südwestdeutschen Raum beliefert. Die Anlage ist hochmodern ausgestattet. Ebenfalls im Jahr 2001 wurde Arndt in Siedenburg, zwischen Hannover und Bremen gelegen, als Bardusch-Niederlassung übernommen. In Norddeutschland, genauer gesagt im Großraum Hamburg-Kiel, verortete sich Bardusch außerdem 2007 in Neumünster mit dem Neubau einer Niederlassung. Direkt vor der Haustür stieß 2005 die traditionsreiche Karlsruher Wäscherei Printz zu Bardusch. Die 124 neuen Mitarbeiter waren damit sehr zufrieden, denn sie wurden bei Bardusch deutlich bessergestellt als bei ihrem alten Arbeitgeber.
Der Netzwerker
„CF“ Bardusch sorgte in seiner Ära dafür, dass die flächendeckende Versorgung mit Bardusch-Produkten und Dienstleistungen in ganz Deutschland gesichert wurde und er brachte die internationale Ausrichtung des Unternehmens voran. „Das hat er gemacht wie ein typischer Mittelständler,“ so Geschäftsführer Wolfram Rees, „indem er den Großen gefolgt ist.“ Verzweigt war nicht nur sein Firmenimperium, verzweigt waren auch die persönlichen Beziehungen Carl-Fritz Barduschs. Er war ein begnadeter Netzwerker. Egal ob beruflich oder bei seinen Hobbies, er hatte Charme und das große Talent, Menschen für sich zu gewinnen. Zwar war er sieben Tage pro Woche im Dienst, im Grunde sogar in seiner Freizeit, aber „CF“ war auch ein Genussmensch von barocker Lebensart. Er knüpfte zahlreiche Kontakte zur Politik und lernte auch bei seiner großen Leidenschaft, der Reiterei, viele interessante Menschen kennen. Für den Reitsport engagierte er sich stark. Ganz maßgeblich ist es ihm beispielsweise zu verdanken, dass in Pforzheim ein Internationales Springturnier durchgeführt wurde. Für dessen Leitung konnte er Hans-Günter Winkler, den mehrmaligen Olympiasieger im Springreiten, gewinnen. „CF“ Bardusch war auch als Sponsor beim Bau des Hans-Günter-Winkler-Platzes, auf dem das Springturnier ausgetragen wurde, beteiligt. Was „CF“ Bardusch bei jeder sich bietenden Gelegenheit eine Herzensangelegenheit war, war ein gutes Essen. Gut gemachte Hausmannskost zählte dabei zu seinen Lieblingsgerichten. Zudem liebte er die Rolle des Gastgebers. Legendär sind seine Arbeitsessen im Ettlinger Restaurant Erbprinz oder später auch im nahegelegenen Restaurant, der Villa Hartmaier‘s. Wenn er gegen jemanden Vorbehalte hatte, dann zeigte er seine größtmögliche Ablehnung mit dem Ausspruch „Mit dem gehen wir aber nicht essen!“. Carl-Fritz Barduschs Art war immer korrekt, wenn auch gelegentlich unkonventionell. Fliegen war sein Ein und Alles, auch wenn er selbst keinen Flugschein machte. Eines der Highlights: Als während eines Besuchs in Brasilien wegen eines schweren Unwetters in Sao Paulo die Straßen so sehr überflutet waren, dass ein Durchkommen zum Hotel nicht möglich war, charterte er kurzerhand zwei kleine Hubschrauber und ließ die gesamte Bardusch-Delegation auf dem Hoteldach landen - nach vorheriger Absprache mit dem Hotelmanager.
Seinen Geschäftspartnern und Mitarbeitern bot Carl-Fritz Bardusch immer gern besondere Erlebnisse. Während einer Vertragsverhandlung in Kapstadt etwa organisierte er spontan für alle Beteiligten einen Flug über den Tafelberg. Unvergesslich für die ihn begleitenden Mitarbeiter war während einer Südamerika-Reise auch ein Rundflug über die berühmten Wasserfälle im Dreilän dereck Brasilien-Argentinien-Paraguay, bevor es zum nächsten Termin weiterging. Carl-Fritz Bardusch hatte ein großes Talent, für jedes Problem eine Lösung zu finden. Das zeigt auch die folgende Anekdote: Als Bardusch-Gebrauchtmaschinen, die in der Türkei zum Einsatz kommen sollten, dort vom Zoll nicht freigegeben wurden, ließ „CF“ kurzerhand seinen Pass bei den verdutzen Zöllnern liegen und wies seinen Taxifahrer an, ohne weitere Diskussion zur Lagerhalle weiterzufahren.
Dort stellte sich heraus, dass die Einfuhr gebrauchter Geräte in die Türkei generell untersagt war, nur der Import neuer bzw. generalüberholter Maschinen wäre möglich. Wie sah nun eine Lösung dieses Problems aus? Die Bardusch-Maschinen wieder nach Deutschland zu transportieren, kam aus Kostengründen nicht in Frage. Aber der kreative Firmenchef hatte wie so oft eine geniale Idee. Schon am nächsten Tag ließ er die Maschinen auf ein Frachtschiff verladen, das mit der kostbaren Ladung aus den türkischen Hoheitsgewässern hinausfuhr. Als die in Windeseile herbei georderten Monteure die Maschinen überholt, einzelne Bauteile ausgetauscht und die Gehäuse mit einem neuen Anstrich versehen hatten, konnten sie ohne weitere Beanstandung nach einer Woche den türkischen Zoll passieren. 2007 erhielt der unkonventionelle und doch so erfolgreiche Unternehmer den „Hohenstein Award for Entrepreneurial Excellence in Global Textile Services“ verliehen und 2010 – ein Jahr vor seinem Tod – das Bundesverdienstkreuz am Bande. In der Laudatio des damaligen badenwürttembergischen Finanzministers Willi Stächele heißt es: „Mit seinem außergewöhnlichen unternehmerischen und kulturellen Engagement wirkt Herr Bardusch weltweit und ist doch in Baden-Württemberg heimisch geblieben. Seine Leistung verdient Anerkennung."
Zusammenhalt auch beim Sport
Der Betriebssport wurde bei Bardusch immer gepflegt und war auch Teil der Teambildung. Legendär war beispielsweise die Bardusch-Radsportgruppe, die von 1981 bis Ende der 1990er Jahre existierte und 150 Mitglieder zählte. Man traf sich ein- bis zweimal pro Woche nach der Arbeit und an Wochenenden zu Ausfahrten. Besonders stolz waren die Mitglieder auf die Bardusch-Trikots, die alle wie richtige Radrennfahrer aussehen ließen. Dieser „Teamgeist auf zwei Rädern“ ging sogar so weit, dass jeder, der neu in die Firma kam, sofort mit Tipps für den Kauf des richtigen Fahrrads versorgt wurde. Auch in anderen Niederlassungen gab und gibt es Radsport-Teams: So flog eine Gruppe aus Mannheim 1994 zum Trainingslager nach Mallorca und fiel dort mit ihren einheitlichen Bardusch-Trikots auf. Regelmäßig wurden größere gemeinsame Radtouren unternommen. Bei einer Vier-Pässe-Fahrt durch die Schweiz stellte die Firma das Fahrzeug mit Dachgepäckträger für die Rennräder und zahlte den Teilnehmern die Verpflegung. Auch die Route des Crêtes und andere Vogesen-Pässe meisterte das Bardusch-Radteam, dem auch viele elsässische Mitarbeiter angehörten.
Über die vierte von der Bardusch-Radsportgruppe veranstaltete Elsass-Rundfahrt berichtete sogar eine Zeitung. Teilnehmer aus fünf Nationen bewältigten eine 50 Kilometer-Rundtour durch romantische Dörfer, vorbei an den typischen elsässischen Fachwerkhäusern. Auch die Ehegatten und einige Kinder fuhren mit. Für den Fall von Pannen gab es einen Reparaturservice, für diejenigen, denen die Tour doch zu anstrengend wurde, einen „Besenwagen“. Seit 1992 existiert das Bardusch-Ski-Team. Schon im Gründungsjahr fuhren 25 skibegeisterte Mitarbeiter unter dem Motto „Der Berg ruft, wir kommen“ zusammen für zwei Tage nach Sankt Anton im Montafon. Leitende Angestellte lud „CF“, der ein begeisterter Skifahrer war, zu Ski-Tagen in die Alpen ein. Wer im Unternehmen arbeitete, war Teil einer motivierten Gruppe, bei der sich jeder einzelne für den Erfolg der Firma einbrachte. Das galt nicht zuletzt für die Führungskräfte. „CF“ Bardusch legte großen Wert auf eine harmonische und leistungsfähige „Mannschaft“. Sein Leitungsteam traf sich auch privat, um Firmenbelange zu diskutieren, und wurde dabei regelmäßig bekocht.
Klassisches Design und mutige Colani-Werbung
Nicht nur für einen Markenartikel-Hersteller ist der Unternehmensauftritt wie eine Visitenkarte. Gutes Design und ein hoher Wiedererkennungswert sind auch im Business-to-Business Bereich wichtig. Bardusch entschied sich schon früh für die Firmenfarbe Blau und für den markanten Bardusch-Schriftzug. Entwickelt hat ihn in den 1960er Jahren der Schweizer Designer René Martinelli. Er wird bis heute überall im Unternehmen verwendet. Mit der Wahl Martinellis bewies Bardusch damals ein gutes Gespür für den Geist der Zeit. Er war ein Vertreter des sogenannten „Swiss Style“, der für ein sachlich-schlichtes, dabei äußerst präzises und nachhaltiges Design steht und bis heute nichts von seinem zeitlosen Charme verloren hat.
Der wohl berühmteste Designer, mit dem das Unternehmen in den 1990er Jahren zusammenarbeitete, war der 2019 verstorbene Designer Luigi Colani. Seine Entwürfe zeichnen sich durch eine besondere Extravaganz aus. Eine Ankündigung der Bardusch-Marketing-Abteilung im Juli 1992 ließ daher aufhorchen. Die Firma hatte ein von Colani entworfenes Fahrzeug in der Schweiz gekauft und für die eigenen Anforderungen umbauen lassen. Luigi Colanis ungewöhnlicher Truck, in den damaligen Zeitungen als „Raumschiff Enterprise auf 12 Rädern“ bezeichnet, war bereits 1989 in der Schweiz nach ausgiebigen Windkanal- und Materialstudien für den Straßenverkehr zugelassen worden. Der Designer hatte einen vollkommen neuen Kabinenaufbau erfunden. Die Karosserie bestand aus glasfaserverstärktem Kunststoff, war feuerhemmend und splitterarm. Jahrelang sorgte der Colani-Truck in den Straßen für Aufläufe Schaulustiger.
Der spektakuläre LKW war nicht nur auf den Colani-Ausstellungen in Dortmund und Karlsruhe zu bestaunen, sondern auch im Fernsehen. Im ZDF stand er 1992 im „Fernsehgarten“, 1992 und 1993 in der Überraschungsshow „Alle Achtung“ im Mittelpunkt. Zehn Jahre lang blieb der Truck bei Bardusch im Einsatz. Mit ihm erfolgten die Erstauslieferungen für Key-Account-Kunden wie Opel und er wurde für Werbefahrten im In- und Ausland eingesetzt. Spektakulär war die Teilnahme an der ersten Modeschau für Berufskleidung in Paris Ende 1992. Weibliche und männliche Mannequins führten dort in Anwesenheit von Luigi Colani seine speziell für die Pariser Messe entwickelte Berufskleidungskollektion vor. Zwei Schneiderinnen, die sich mit der Anfertigung von komplizierten Schnittmustern auskannten, hatten in einer Nacht- und Nebel-Aktion die Prototypen genäht. Die Mitarbeiter der Stadtwerke Ettlingen wurden eine Zeitlang als „Testträger“ mit der schicken Colani-Berufskleidung ausgestattet. Doch wirklich durchsetzen konnten sich die futuristischen neongelben Latzhosen mit dem Querband nicht. Luigi Colani gestaltete auch eine neue Staub-und Schmutzfangmatten-Linie mit ausgefallenen Mustern und Farben. 1993 designte er zudem die Telefonkarten, die in einer Auflage von 5.000 Stück an Bardusch-Kunden und Mitarbeiter ausgegeben wurden.