Wenn man die Geschichte von Bardusch verstehen will, dann lohnt sich eine kleine Zeitreise in das Ettlingen des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts. Näherte sich damals ein Besucher von der badischen Residenz Karlsruhe kommend über Beiertheim und Rüppurr dem Taleinschnitt zwischen Wattkopf und Hellberg, so sah er als erstes die Türme der Martinskirche und des Rathauses hinter der Ettlinger Stadtmauer emporragen.
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Das Wappen der Familie Bardusch
Die Kleinstadt zwischen Rheinebene und Albtal ummauern und eine ordentliche Senkgrube anlegen. Innerhalb weniger Jahre ließ Thibaut auch die Ettlinger Wasserversorgung von Grund auf neu konzipieren. Er veranlasste den Bau eines Wasserhochbehälters und einer öffentlichen Wasserleitung, die 1883 bereits 26 Brunnen und 210 Privathäuser mit Wasser speiste. Der Innovationsfreude Thibauts und seiner Mitstreiter ist es zu verdanken, dass sich Ettlingen noch vor dem Ersten Weltkrieg zu einer zählte in den 1880er Jahren erst rund 6.500 Einwohner. Trat der Besucher durch eines der damals noch existierenden Stadttore, so empfing ihn jedoch reges Leben: In den engen Gassen am Schwarzwaldflüsschen Alb waren die Böttcher mit ihren Fässern zugange, bearbeiteten die Loh- und Weißgerber ihre Tierfelle und wurden in Höfen Pferdehufe beschlagen. Die Industrialisierung der städtischen Umgebung hatte zwar schon Jahrzehnte zuvor begonnen, allerdings weitab vor den Stadttoren im Albtal: Dort rauchten die Schlote der Gesellschaft für Spinnerei und Weberei und die der Buhlschen Papierfabriken, den beiden größten Arbeitgebern für die armen Albtalgemeinden und für das in mancher Hinsicht noch recht mittelalterlich anmutende Ettlingen. Vor allem die hygienischen Zustände in Ettlingen sind zu jener Zeit noch wahrlich rückständig und altertümlich zu nennen: Misthaufen wurden direkt vor die Häuser gesetzt und die Inhalte der hinter den Häusern gelegenen Aborte spülte das Regenwasser einfach in die Ablaufrinnen auf den Straßen und damit in die Alb. Die Ettlinger hatten in ihren Häusern auch keinen Wasseranschluss, sondern mussten das kostbare Nass mit Eimern aus den städtischen Brunnen schöpfen.
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Alb mit Martinskirche und Rathaus (nach 1880)
Es war der „Sonnenwirt“-Sohn Philipp Thibaut, der in seiner zeitweiligen Funktion als Ettlinger Bürgermeister in den Jahren zwischen 1870 und 1887 Sofortmaßnahmen ergriff, um seine Heimatstadt für die Zukunft zu rüsten: Jedes Haus musste nun seine Dunghaufen modernen und gepflegten kleinen Stadt entwickelte, in der die Voraussetzungen für die Standards des 20. Jahrhunderts geschaffen wurden. Der rege Bürgermeister trieb die Verkehrserschließung voran, indem er Teile der Stadtmauer abbrechen ließ, darunter auch das „Gans“ genannte Befestigungsrondell, ein mittelalterliches Bollwerk, das die Albstraße auf Höhe der heutigen Friedrichsbrücke nach Osten versperrte.
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Unteroffiziere im Ettlinger Schlosshof (um 1900)
Waschen für die Unteroffiziere
Doch wie waren die Barduschs eigentlich auf diese Idee und an ihre Hauptkundschaft, die Soldaten, gekommen? 1870 war während des Deutsch-Französischen Krieges im Ettlinger Schloss die Großherzoglich- Badische Unteroffiziersschule eingerichtet worden. Ihre Zukunft blieb auch nach Kriegsende und nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 gesichert. Denn die zuvor noch Badischen Truppen gehörten nun als XIV. Korps zur Preußischen Armee und damit zum Kernbestand des deutschen Heers. Dieses führte die Schule unter den neuen Verhältnissen weiter. Das hatte für die kleine Stadt nicht zuletzt einen beträchtlichen Einwohnerzuwachs zur Folge. Bis Mitte der 1880er Jahre erreichte die Unteroffiziersschule mit rund 200 Ausbildern und über 550 Auszubildenden Bataillonsstärke und entwickelte sich in den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für Ettlingen.
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Drillichjacke aus dem Jahr 1914
Zu den Tätigkeiten der Unteroffiziersschüler gehörte nicht nur das Schießen, das Exerzieren und das Instandhalten von Waffen und Munition. Die Soldaten waren auch gehalten, ihre Uniformen und sonstigen Kleidungsstücke regelmäßig selbst zu reinigen. Zwar trugen sie in jener Zeit während der militärischen Ausbildung lediglich einen einfachen Drillichanzug aus einem strapazierfähigen Leinen- oder Baumwollgewebe. Weil aber das Waschen damals noch eine sehr zeitaufwändige Angelegenheit und eigentlich Frauenarbeit war, gehörte es nicht unbedingt zu den beliebtesten Tätigkeiten der Soldaten. Doch wurde viel Wert auf einwandfreie Kleidung gelegt, denn man vermutete damals einen direkten Zusammenhang zwischen der inneren Einstellung der Soldaten und ihrem äußeren Erscheinungsbild, zwischen Disziplin und Ordnung. Der Ausdruck „ein schönes Regiment“ („un beau régiment“) stand für Leistung und gutes Aussehen.
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Die Gründergeneration: Caroline (1832-1913) und Christian Bardusch (1827-1905) anlässlich ihrer Goldenen Hochzeit im Jahr 1903
Auch in anderen Gesellschaftsschichten entstand zunehmend ein neues Bewusstsein für Sauberkeit und Hygiene. Immer stärker setzte sich die Erkenntnis durch, dass Wäsche, insbesondere auch die Bettwäsche, in weitaus kürzeren Abständen als bisher üblich zu wechseln und zu reinigen sei. Diese neuen Hygienestandards, die der Bevölkerung von Experten ans Herz gelegt und in kleinen Ratgebern nahegebracht wurden, konnten zunächst vor allem die besser gestellten Ettlinger Bürger in die Tat umsetzen. Und das meistens nur mit professioneller Unterstützung, beispielsweise mit Hilfe einer Waschfrau. Caroline Bardusch und ihr Ehemann Christian sahen daher ihre Chance für eine selbständige Existenzgründung gekommen. Die 1832 als Caroline Richter geborene Ettlingerin soll dabei die treibende Kraft gewesen sein und als Stammmutter der Bardusch-Dynastie die Idee zur Gründung einer Wäscherei an den Ufern der Alb gehabt haben. Sie war schon fast 40 Jahre alt, als sie zusammen mit ihrem fünf Jahre älteren Ehemann ihr Geschäft eröffnete. Der erste Betrieb, der 1871 direkt am Fluss entstand, war eine reine Handwäscherei. Fast 15 Jahre florierte dieses Geschäft, dann schafften sich die fortschrittliche Caroline und ihr Mann als erste Ettlinger eine Waschmaschine an. Davon ist leider keine Abbildung überliefert. War es nur ein hölzernes Beuchfass, in das die Wäsche gelegt und mit einer Wäscheglocke, also einem Saugstampfer, bearbeitet und immer wieder mit heißer Waschlauge übergossen wurde, bis sie sauber war? Oder war es schon eine Konstruktion, die Wäsche in der Seifenlauge durch Hinund Herdrehen bewegte? Sicher ist, dass es sich in der Zeit um 1894 noch um ein handbetriebenes Gerät ohne eigene Heizung gehandelt haben muss.
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Gründerin Caroline Bardusch
Möglicherweise arbeiteten Caroline Barduschs Wäscherinnen sogar schon mit einer Trommelwaschmaschine, die über eine Handkurbel bedient wurde und mit der die körperliche Anstrengung etwas gemildert werden konnte. Auch eine Walzen-, Bürsten-, Wiegen-, Schaukel- oder Flügelradmaschine könnte es gewesen sein, der die Hemden der Unteroffiziere und die Tischwäsche der Ettlinger Gaststätten, die Bettlaken der Hotels und die Heimtextilien wohlhabender Ettlinger Bürgerfamilien anvertraut wurden. Von welcher Art auch immer dieses erste Gerät gewesen ist, die geschäftstüchtige Caroline Bardusch machte auch Werbung für die in ihrem Unternehmen benutzte moderne Waschtechnik. Am 15. Juni 1887 etwa druckte das Karlsruher Tagblatt eine Empfehlung von „Frau Chr. Bardusch“, wie sie zeittypisch mit dem Namen ihres Ehemanns bezeichnet wurde, für eine „hochleistungsfähige Waschmaschine“. Caroline Bardusch erklärt ausführlich deren Vorteile:
„Ich bezeuge hiermit, daß ich mit der Waschmaschine, welche ich von Herrn Karl Schmidt in Karlsruhe angekauft habe, auf’s Beste zufrieden bin, indem ich damit in drei Stunden eine Wäsche rein gewaschen habe, woran zwei Wäscherinnen sonst den ganzen Tag zu thun hatten. Auch habe ich in 1 ¾ Tagen je 100 Stück Betttücher, 100 Stück Ueberzüge und 100 Stück Kopfbezüge mit 2 Personen auf dieser Maschine sauber gewaschen, womit sonst 5 Wäscherinnen 3 volle Tage beschäftigt waren. Gebraucht habe ich dazu 15 Pfund Fettlaugenmehl, 4 Pfund Soda und ½ Pfund Seife. Die Hauptsache ist, daß die Wäsche in eine gute Fettlaugenbrühe Tags zuvor warm eingeweicht wird und dann gut warm in der Maschine gewaschen. Es ist von Vortheil, die Hemden Tags zuvor einzuseifen. Ich kann daher die Maschine jeder Haushaltung sowie jeder Anstalt bestens empfehlen.“
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Karlsruher Tagblatt vom 15. Juni 1887 mit Caroline Barduschs Empfehlung einer Waschmaschine
Carolines Empfehlung unterstützte die direkt daneben abgedruckte Anzeige des großherzoglichen Hoflieferanten Carl Bregenzer aus Karlsruhe, der darin bekannt gibt, die Alleinvertretung dieser „preisgekrönten Waschmaschine“ für Baden und die Pfalz übernommen zu haben. Mit Waschen allein war es bei Bardusch jedoch nicht getan. Nach dem Reinigen der Textilien mussten diese fein säuberlich auf dem Rasen ausgebreitet und immer wieder mit Wasser besprengt werden. Diese Rasenbleiche war die damals übliche Form, um Wäsche schön weiß zu halten, denn es gab noch keine bleichenden Waschmittel - das bis heute allseits bekannte Persil wurde erst 1907 erfunden. Anschließend wurden die Wäschestücke gebügelt.